SHQIPëRI 3

Tirana në Shqipëri, Albanien – Skaloma, Korinthiakos Kolpos, Griechenland

 

 

 

Die vierundfünfzigste Woche unserer Reise: Montag, 11. bis Montag, 18. November 2019

 

 

 

Erschüttert haben wir in Tirana vom Tod unseres Maler-Freundes Daniel Eltinger erfahren (daniel-eltinger.de). Er ist jung von uns gegangen, in der Ferne der oberbayerischen Heimat. In der letzten Zeit hatte er sich mit mir oft über seine Versuche ausgetauscht, eine literarische Charakterisierung seiner Kunst der inversiven Malerei zu schreiben. André Bretons Manifeste des Surrealismus, die er zu diesem Zweck von mir ausgeliehen hatte, nahm ich nach unserem letzten Treffen mit auf die Weiterreise durch Europa. Beim Lesen in diesem Spiegel schauen wir uns immer wieder in die Augen.

 

Bis zum vergangenen Mittwoch waren wir für Clowns ohne Grenzen in Albanien unterwegs – auf Utas website (schnuppenstaub.de) und der des Vereins (clownsohnegrenzen.org) haben wir viele unserer Erlebnisse beschrieben.

 

Am Donnerstag nahm ich mir endlich Zeit, den Maler Jeton Ciri in der Rruga Budi zu besuchen. Er betreibt hier in Tirana eine Galerie, in der er auch arbeitet. Seitdem wir in der Nähe wohnten, bin ich auf den Hundespaziergängen öfter bei ihm vorbeigekommen, habe seine Bilder angeschaut, wir grüßten uns. Heute fand ich endlich die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Wie viele Künstler produziert auch er vorwiegend Bilder, die sich verkaufen lassen (z.B. dekorative Blumenstilleben oder idyllische Landschaften), daneben malt er aber auch eigenständige Kreationen – Bilder in eigener Handschrift, voller Geheimnisse und Symbolkraft. Ich selbst hatte in den vergangenen Wochen nur Zeit für schnelle Skizzen gefunden – einige davon sind auf der Startseite zu sehen.

 

Am Freitag Morgen fuhren wir los, durchquerten das verdreckte Ballungszentrum um Tirana und Durres, das mit den zwischen Müll, Beton und Schutt gesetzten Palmen an die Côte d’Azur erinnert, wie ich sie im Winter 1983 erstmals kennenlernte. Ich erinnere mich an einen internet-Artikel, in dem ein Reiseveranstalter das „kristallklare Wasser“ und die „unberührten Strände“ Albaniens anpreist. De facto handelt es sich um Anachronismen, die in vorindustriellen Zeiten wohl Realität waren. Selbst der kleinste Straßenhändler verpackt in Albanien seine Ware in Plastiktüten. Ich sehe nicht, wie sich die Umwelt ohne Müllvermeidung, und - entsorgung und die Inbetriebnahme von Kläranlagen erholen könnte. Im Laufe unserer Fahrt in Albaniens Süden gelang es aber der imposanten Landschaft die Zivilisation zu dominieren - mit jedem Kilometer in Richtung der griechischen Grenze, besonders sichtbar in den Gebirgen bis Gjirokastra. Wie auch Berat in Mittelalbanien beherbergt diese Stadt zudem Häuser aus früheren Jahrhunderten, eine Seltenheit in diesem Land. Zwischen den Abfällen ihrer Konsum-Verpackungen und Betonresten, die die Menschen auch hier überall hinterlassen, stehen zahlreiche osmanische Bauwerke, teilweise noch aus dem 18. Jahrhundert. Viele von ihnen sind verlassen und verfallen, es werden aber sichtbare Anstrengungen unternommen, einen Teil der Altstadt zu retten. In den Gassen begegneten uns Schulklassen auf ihrem Weg zum Waffenmuseum in der alten Burgruine. Seit wenigen Jahren boomt hier der Tourismus. Das Basar-Viertel bietet auch jetzt im Spätherbst neben allerlei Balkan-Nippes eine reiche gastronomische Auswahl. Nach einem guten türkischen Kaffee genossen wir bei Defrim Gjoca ein vorzügliches Abendessen mit feinen kleinen Leckereien voller würziger Geheimnisse.

Seit Samstag sind wir in Griechenland, der philosophischen und historischen Wiege Europas. Alles ist anders und immer anders, immer neu, wie alles, was man jemals geliebt hat.

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