Agriakóna 15

Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda

 

Die fünfzehnte Woche: Freitag, 13. bis Freitag, 20. Januar 2023

 

Mittlerweile hat der Winter auch in der Máni Einzug gehalten, die Temperaturen sinken nun tagsüber bis zur 15-Grad-Marke. Nach sonnigen und warmen Monaten brauste gestern den ganzen Tag über ein starker Südwind und ließ die Meeresbrandung zur Höchstform auflaufen. Heute Morgen dann erbrach sich ein kompaktes Gewitter über der Bucht. Lange schon war das Grummeln ausgedehnter Donnerstrophen von den Bergen zu hören, als kurz nach Mitternacht plötzlich eine heftige Hagelsalve lautstark für wenige Minuten auf Dächer und Gärten eintrommelte. Dieser fulminanten Ouvertüre folgte unter dicht gestaffelten Blitzlichtern ein langandauernder Regen. Als ich um halb acht mit Flocke durch die gefluteten Olivenhaine wanderte, bemerkte ich die weit verstreut stehende Rinderherde, die diese gefährliche Nacht im Freien überstanden hat.

Nachdem unser Künstlerfreund Freifrank Fischer abgereist war, haben wir uns wieder stärker auf unsere eigenen Rhythmen konzentriert. Eingerahmt von zwei Hundespaziergängen fanden wir an jedem Tag Zeit zum Malen, Schreiben und Kochen. Neben italienischen Spaghetti aglio e olio, französischem Caviar d'aubergines, griechischen Fáva und diversen anderen Gemüsegerichten widmeten wir uns begeistert Oktopussen, Goldbrassen und einem Fisch, den unser Lieferant Bampis „Bacalhau“ nennt. Im Unterschied zu dem getrockneten Kabeljau gleichen Namens, den wir nahezu überall in Europa verarbeitet haben, handelt es sich aber um ein frisch im Ionischen Meer gefangenes Tier von der doppelten Größe einer Sardine.

Und wieder habe ich viele Stunden in Versuche investiert, Fördergelder für unsere diesjährigen Projekte zu generieren – allen voran den „Farbensommer für Senioren“ und das Kinderprogramm „Das feuerrote Kunst Mobil“. Noch haben wir nicht genügend Unterstützung, um die Aktionen über den Monat Juni hinaus anbieten zu können.

Nach einiger Schreibarbeit konnten mein Freund Eric Schaftlein und ich am vergangenen Montag ein neues dreisprachiges Newsletter in die Welt hinaus schicken – adressiert an die Mitglieder unserer europaübergreifenden Künstler*innengruppe „AiM – unmasked“. Highlight der Botschaft ist das Ausschreiben der von Wim Scheere, Belgien, iniziierten Kunstaktion „Birds don‘t stop at Borders“. Zur geplanten Aktion für Scotland „We leave a light on“, konnten wir leider noch immer nicht einladen, da die seit Monaten laufenden Verhandlungen mit den Galerien in Strasbourg und Dunoon/Glasgow zäh verlaufen … und sich kein Ende abzeichnet.

Dafür gedeihen die Bilder; jeden Tag stehen wir an den Staffeleien. Uta arbeitet abwechseln an einem großformatigen Meeresbild, das die Hälfte der Wand ihres Ateliers ausfüllt und an einem Portrait, das sie vor gut zwei Monaten begonnen hat. Ich konnte die beiden letzten der Gemälde fertigstellen, die ich auf der Grundlage von selbst gesammelten Pigmenten mit Freifrank Fischer begonnen hatte. Nach der gemeinsam gemalten Hommage an den von uns hoch geschätzten Künstlerfreund Jürgen Schilling, liegen jetzt zwei surrealistische Bilder mit Öl- und Temperabindung im Atelier. Heute habe ich wieder die große Leinwand an die Staffelei gepinnt, auf der ich am Neujahrstag gemalt habe; Arbeitstitel: „Der heilige Andreas in Pátra“. Neben Kórinthos war Pátra der Ausgangspunkt für die Christianisierung der Peloponnes.

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