Südfrankreich -
Die elfte Woche unserer Reise: Montag, 14. bis Montag, 21. Januar 2019 -
Wir stehen in der Camargue zwischen Meer und Salzseen, umringt von schwarzen Stieren, weißen Pferden und Flamingos. Hier habe ich als Siebzehnjähriger zum ersten Mal das Mittelmeer gesehen, zur Pfingstprozession der europäischen Roma in Les-Saintes-Maries-de-la-Mer – und ich war beeindruckt für den Rest meines bisherigen Lebens. Meine Sehnsucht nach dem Meer und meine Liebe zum Flamenco wurzeln in diesen Tagen.
Auf den Spuren dieser frühen Liebe zum Midi wohnten wir zuerst in Tourrettes-sur-Loup, einem provencalischen Dorf im Hinterland von Nice, wo ich 1989 einen Großteil des Jahres gearbeitet habe. Ende des Zweiten Weltkrieges lebte hier Jaques Prévert, einer meiner Lieblingsschriftsteller der surrealistischen Bewegung. Hier schrieb er das Drehbuch für den Film „Les Enfants du Paradis“, in dem neben Jean-Louis Barrault der älteste Sohn des Malers Auguste Renoir, Pierre Renoir, die Rolle des Jericho spielte (der Film kann bei uns ausgeliehen werden). Seit den 1950ger Jahren ist Tourrettes eine Künstlerkolonie für Musiker, Maler, Schriftsteller und Dichter. Heute gibt es im Dorf mehr als 30 Galerien – Tourrettes ist somit vergleichbar mit einer großen Zahl südfranzösischer Dörfer – von der italienischen Grenze bei Menton bis in die Pyrenäen. Natürlich besuchten wir Auguste Renoirs Wohnhaus in Cagnes, die Domaine des Collettes, und zeichneten im Garten die 1000-jährigen Olivenbäume. Unter dem riesigen Angebot von Kultur-Highlights, das einem an der Côte d’Azur angeboten wird, wählten wir mit Bedacht aus. Schließlich hatten wir noch eine Menge stark wirkender Eindrücke aus Italien zu verdauen – in unserer Art: malend und zeichnend. Neben der Gedenkstätte für Auguste, Jean (dem Filmregisseur) und Pierre Renoir besuchten wir deshalb nur noch zwei weitere Ausstellungen: Jean-Philippe Roubaud in Tourrettes und die Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence, das umwerfende Gesamtkonzept aus Architektur, Garten, Skulpturen, Plastiken und Bildern, dieses Mal mit einer Schau zu den von der Stiftung selbst erworbenen Kunstwerken. Hier hatte ich die Gelegenheit, eine großformatige Zeichnung von Balthus zu studieren! Jean-Philippe Roubaud, heute Kunst-Professor in Nice, zeigt bis zum 22.02.2019 im Espace Muséal des Château-Mairie von Tourrettes virtuos die Gestaltung von Landschaft mit Graphit – realisiert von photographisch-realistisch bis abstrakt (www.jeanphilipperoubaud.com).
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