LONDON 1

London/Bromley, Elstree Hill

 

 

 

Die zweiunddreißigste Woche unserer Reise: Montag, 10. bis Montag, 17. Juni 2019 –

 

 

 

Kurz nach Sonnenaufgang verlasse ich das Vogelhäuschen, in dem wir wohnen, um Coco auf das Warren Avenue Playing Field zu führen. Hier gedeihen unter dem nahezu täglich fallenden Regen üppige Wiesen, Büsche und lichte Haine, aus denen Sittiche rufen. Meist begegnen wie auf diesem ersten Spaziergang einem jungen Fuchs, der auch auf dem Elstree Hill lebt. Unsere Tage in London werden von diesen Ereignissen umrahmt, denn abends wiederholen wir die Tour – dann treffen wir auch auf Fledermäuse.

 

In der vergangenen Woche haben wir mit der Herstellung von Gelatine-Plates experimentiert und die ersten Exemplare bereits als Druckstöcke für Monotypien verwendet – eine Empfehlung von Sara Bevan aus Sennen/Cornwall. Neben dem Drucken, Zeichnen und Malen verwandten wie auch einige Zeit auf Proben für eine Clown-Show, die wir heute im South-Croydon Day Centre for Retired zeigten, einer Tageseinrichtung für ältere Menschen.

 

Aber auch als Kunstbetrachter waren wir wieder unterwegs. Da Hunden der Zutritt zu Museen verwehrt ist, fuhren wir getrennt in die City of London, um Museen zu besuchen. Nachdem wir eine Münze geworfen hatten, fuhr ich als erster los – wieder in die Tate Gallery of Modern Art und später in die National Gallery. In beiden Häusern beschränkte ich mich auf die ständigen Sammlungen, und war doch einen ganzen Tag lang unterwegs, in einem einzigen großen Déjà-vu. Von zahlreichen Künstlern, denen wir während auf unserer Reise begegnet waren, hängen Werke in diesen Museen: Bilder der venezianischen und florentiner Meister, von Antonello di Messina, den Malern der Künstlerkolonien um den Wald von Fontainebleau oder Cornwall, den französischen, deutschen und englischen Impressionisten, usw..  Vielleicht hätte mich auch der Pariser Louvre im vergangenen Jahr in diesen Zustand versetzen können, wenn sich dort nicht die Menschenmassen selbst am Betrachten der Bilder gehindert hätten. Hier in London aber, hatte ich Raum und Zeit, sogar zum Zeichnen. Als Uta am Folgetag unterwegs war, fand sie auch zur National Gallery, steuerte aber zuerst die Royal Academy of Arts an, um die diesjährige Sommer-Ausstellung zu sehen. Unter den von der Jury ausgewählten Bildern entdeckte sie eines von Ken Howard, dessen Kunst wir in Cornwall schätzen gelernt hatten. Jurys nehmen bekanntermaßen aber auch schlechte Bilder an und weisen gute Bilder ab. Diese Erfahrung mussten schon große Meister wie Cezanne oder Monet machen. So fand Uta von den unter Pseudonym eingereichten Werken des berühmten Street-Art-Künstlers Bansky nur eines in der Ausstellung: dasjenige, das er nachträglich mit seinem Namen versehen hatte.

 

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