SCOTLAND 2

Ackergill, Caithness, Scotland

 

 

 

Die siebenunddreißigste Woche unserer Reise: Montag, 15. bis Montag, 22. Juli 2019 –

 

 

 

Menschenleere Sandstrände, bizarre Felsküsten, weitläufige Hügel bedeckt von blühenden Heideflächen und in der Ferne hohe Gipfel - wohin das Auge schaut umgeben uns überwältigende Landschaften. Hier herrscht eine erhabene Schönheit solange die menschlichen Siedlungen unsichtbar bleiben, denn die meisten der schönen alten Steinhäuser verfallen. Die benutzten Gebäude sind oft jüngeren Datums und wirken auch in den regenfreien Stunden der Tage trostlos. Wir begeben uns immer wieder auf die Suche nach dem historischen Erbe dieses Landes. Besonders interessant finden wir die vor-keltischen Bauwerke. Wie in Wales, Cornwall oder der Bretagne stoßen wir an vielen Orten auf neolithische Bauwerke. Einzigartig sind aber die „Brochs“, Trockenmauertürme aus der Eisenzeit, von denen wir freilich nur die Grundmauern vorfinden.

 

Von A wie Austerfischer bis T wie Tordalk – jeden Tag entdecken wir neue Vogelarten, die insbesondere die Küste bewohnen. Und wir beobachten Kegelrobben. Besonders viele davon sehen wir regelmäßig während unserer Abend-Spaziergänge bei Ebbe unter den steilen Felsen des Sinclair-Girnigoe-Castles.

 

Unter all den Wundern, die uns jeden Tag begegnen, sticht eines heraus: Als wir uns vor einer Woche auf Landwegen den nord-östlichsten Felsen des britischen Festlandes näherten, drangen aus der Tiefe einer engen und wogenumbrandeten Schlucht gespenstische Geräusche. In den nahezu senkrecht abfallenden Wänden saßen Hunderte Seevögel, vor allem Lummen, Möwen und Kormorane. Möglicherweise schwammen einige Vögel auch im Meer oder flogen zwischen den Felsen, was für uns aber unsichtbar blieb, denn wir überblickten nur die oberste Öffnung der Schlucht. Die Vogelstimmen klangen in vielfältigen Tonhöhen und Farbklängen schrill durcheinander, verstärkt und verzerrt durch den Hall und das kontinuierlich von den Wänden abprallende Echo. Wir standen einige Minuten wie verzaubert … bis der strenge Geruch des in der Tiefe lagernden Vogelkots die Unterschiedsschwelle unserer Riechorgane übersprang und uns jäh in eine andere Realität zurückriss.

 

Es bleibt wenig Zeit zum Malen. Neben den alltäglichen Tätigkeiten (Kochen, Wäschewaschen, Reiseplanung und Organisieren der nächsten Unterkünfte, u.v.m.) verbringen wir ungewöhnlich viel Zeit mit Wanderungen zu den außergewöhnlichen Orten hier im hohen Norden der britischen Inseln.

 

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