SELINITSA 7

Selinitsa in Messenien auf der Peloponnes, Griechenland

 

 

 

Die sechsundsechzigste Woche unserer Reise: Montag, 10. bis Montag, 17. Februar 2020

 

 

 

Jeden Tag scheinen neue Singvögel anzukommen, über die Bucht spannt sich ein unsichtbares Netz aus neuen unbekannten Melodien. Während der dramatischen Sonnenuntergänge „im Meer“ kippt diese stimmgewaltige akustische Figur fast unmerklich in ein ohrenbetäubendes Rauschen, das bald alle anderen Geräusche und Töne maskiert. Mit der aufkommenden Nacht schließlich fließt Ruhe über das Land. Sie gehört den einsam bellenden Hunden und umherstreifenden Rudeln von Goldschakalen, deren hochfrequentes Heulen von Zeit zu Zeit auf- und abschwillt, von den Bergen herab durch die Olivenhaine.

 

Wir aber schlafen friedlich, Coco an unserer Seite. Als sie am vergangenen Mittwoch in Kalamata aus der Narkose erwacht war, verspürten wir noch deutlicher als sonst, welches Glück es bedeutet, mit dem geliebten Tier reisen zu dürfen. Nach einer speziellen Diät waren Cocos Nieren wieder so weit gesund geworden, dass der Veterinär die Operation wagen wollte; er entfernte einen gutartigen Tumor sowie einen maroden Zahn und reinigte das Gebiss.

 

Uta arbeitete während der Woche unermüdlich an einem Solo-Auftritt als Clownin, dessen Mittelpunkt erstmals ihre Passion für die Malerei bildet. Da sie mich wieder als Begleitmusiker engagiert hatte, probten wir täglich gemeinsam bis zum Auftritt während des Valentine Dinners in Gregg‘s Café. In dem beengten Gastraum kamen wir mit dem größtenteils englischsprachigen Publikum sofort auf Tuchfühlung. Die Gäste lachten und scherzten mit Uta um die Wette und unterstützten mich leidenschaftlich beim Singen „guter alter“ Lieder wie Yellow Submarine, Blue Suede Shoes oder Ring of Fire.

 

Schon während der Proben, stärker noch während der Show, war ich in eine spanische Stimmung geraten, aus der ich erst Tage später wieder herausfand. Uta hatte Georges Bizets Habanera angestimmt … Erinnerungen an Sevilla, Granada, Castellón de la Plana und unsere Nächte in spanischen Gärten erfüllten fortan meine Seele. Manuel de Fallas gleichnamiges Orchesterwerk im Ohr arbeitete ich am Samstag und Sonntag an drei großformatigen Mischtechniken zu diesem Thema, mit Acryl überarbeitete Monotypien. Heute war der Rauschzustand beendet und ich konnte eine neue Serie beginnen, mit der ich meine Griechenland-Arbeiten abschließen möchte: die Portraits von fünf namentlich bekannten Hamadryaden: Ampelos, die mit dem Weinstock verwachsen war, Balanos, die sich um die Eichen kümmerte, Kraneia, Schutzgeist der Kornelkirsche, Orea, die Nymphe des schwarzen Maulbeerbaumes und Syke, der der Feigenbaum geweiht war.

 

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