Rígklia, Messinías, Dytiki Máni, Elláda
Die fünfte Woche unserer Reise: Donnerstag, 11. bis Mittwoch, 17. November 2021
Die Nacht über haben sich die Rauchschwaden der Feuer nicht verflüchtigt, die seit
Tagen die abgeschnittenen Äste und Zweige verzehren. Noch immer prägen die
vielfältigen Eindrücke der Olivenernte die Bucht. Im Haus arbeite ich nun öfter im
Atelier, habe ein kleines Acrylbild und eine größere Grafik beendet und sitze nun vor
einem Landschafts-Aquarell.Täglich zieht es mich mit Coco zum Brunnen, immer wieder
die blaue Linie vor Augen, wenn Gärten und Mauern Durchblicke gestatten. Jeden
Morgen freue ich mich auf diese kurze Wanderung, während der Coco frei
umherstromert, geschützt durch einen Maulkorb in elegantem Schwarz. Kürzlich meinte
eine Bekannte, nur die älteren Männer seien noch darauf aus, Hunde mit vergifteten
Ködern zu töten. Dieses Risiko erscheint mir groß genug, um Coco zu schützen. Trägt sie
den Mundschutz, hat sie mit uns Menschen ein Merkmal mehr gemeinsam – und sie
fühlt sich verändert, selbstbewusster. Ich kann diese Veränderung an ihrem Schwanz
erkennen, den sie höher trägt als sonst. Unmittelbar nach dem Durchlaufen des
Gartentores strebt sie hinaus in die Weiden und Felder. Hier riecht es gewiss nach
anderen Säugetieren – aber auch nach griechisch Unbekanntem.Zu Mittag steigen wir
immer ins Meer. Leichte Windbrisen streichen von Westen herüber und überqueren die
Membran, die sich in grauen Wellen kräuselt, mit Schattierungen von Grün, hellem
Ocker und gedecktem Türkis. In den Wellentälern dagegen scheinen die Reflexe des
Himmels aus der Nähe in einem sehr hellen Beigeton. Die Sonne verbirgt sich nun
immer wieder hinter grauen Wolken, es wird kühler.
Gestern stürzte noch vor Sonnenaufgang brüllend ein Gewitter aus dem Taygetos-Gebirge in die Bucht. Begleitet von starkem Regen, Blitz und Donner verzögerte es die Dämmerung ein wenig, um sich dann rasch in einem leichten Regen zu aufzulösen. An der Küste wirft sich das Meer noch immer gegen die Felsen, geradeso als wollte es das dahingezogene Unwetter ins Land zurückspülen. Überall neue Gerüche! Das Regenwasser hat Düfte des Bodens aktiviert und den Pflanzen ringsumher unbekannte Aromen entlockt! Vor der Mauer des Apothekers aus Kalamata wittere ich ein Parfum, das ich spontan als „warm“ etikettiere. Ist das möglich? Kann ein Bouquet, das feuchte Nadeln auf der Erde verströmen, temperiert riechen?
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