Rigklia 8

 

Rígklia, Messinías, Dytiki Máni, Elláda

 

 

 

Die elfte Woche unserer Reise: Donnerstag, 23. bis Mittwoch, 29. Dezember 2021

 

 

 

In der zurückliegenden Woche habe ich den Endspurt auf dem langen Weg zur Wiederholungsimpfung zurückgelegt. Nachdem sich die Damen im für mich zuständigen „Bürgerzentrum“ in Kardamili nicht wie verabredet telefonisch gemeldet hatten, habe ich am Montag früh am Morgen die Initiative ergriffen. Als ich endlich durchkam, blaffte mich eine unverschämte Stimmlage an. Es war Maria, die leitende Mitarbeiterin, der alle Menschen, die je mit ihr zu tun hatten, raten würden, sie sollte sich besser eine andere Beschäftigung suchen, am besten ohne Kontakt zu lebenden Wesen. Nach einem harten Wortwechsel war mir klar, dass sich Maria nicht um meine Angelegenheit kümmern würde. Für die Terminierung von Impfterminen sei eine Kollegin zuständig, die erst am kommenden Montag erreichbar sein würde. Am Montag habe ich dann bereits in der Früh telefonisch mit einer gütigen Mitarbeiterin der unsäglichen Maria gesprochen. Noch am selben Tag erhielt ich nach Vorlage der verabredeten Dokumente den ersehnten Termin für die dritte Impfung gegen Covid19. Sehr zufrieden setzte ich mich vor dem Bürgerbüro auf eine Bank und blinzelte eine Weile in die Sonne. Es war angenehm warm. Gemeinsam mit Uta, die nebenan Zahncrème gekauft hatte, ließ ich mich anschließend im Café Aquarella zum verspäteten Frühstück nieder – direkt vor dem schäumenden Meer und umgeben von hungrigen Katzen. Am Dienstag transportierte Uta mich zum Gesundheitszentrum in Àgios Nikólaos. Während der diensthabende Mediziner Daten abfragte, warf die strenge Krankenschwester mehrmals barsche Sätze in den Raum. Ihr Geblaffe, ich werde nur dann geimpft, wenn ich eine griechische Telefonnummer vorweisen könne, beeinträchtigte den Vorgang nur marginal. Nachdem mir die junge Frau, bei der ich eine verwandtschaftliche Verbindung mit Maria nicht ausschließen würde, die Nadel in den Oberarm gerammt hatte, bedankte ich mich herzlich bei ihr und vermochte es, ihr doch noch ein Lächeln zu entlocken.

 

Später, auf dem Rückweg zu Theónis Haus, holten wir bei „Money Mani“ eine Postsendung ab. Zwei unserer zentralen kulturellen MitstreiterInnen in Oberbayern haben süße Weihnachtsgrüße und das Buch geschickt, an dem Uta und ich mitgeschrieben haben. „Kultur. Spiel. Resilienz. Vom Wert der Kulturellen Bildung in Krisen“, gerade im kopaed Verlag erschienen, liegt nun in unseren Händen!

 

Endlich trafen wir auch mit der Malerin Evi Moustakéa zusammen. Es gab viel zu bereden; Evi zeigte uns neue Bilder, Meeresansichten mit Schiffen darauf. Unabhängig von der Artsgroup Stoupa, deren Aktivitäten in Selbstparalyse seit Beginn der Corona-Pandemie so gut wie erloschen sind, verabredeten wir uns zum gemeinsamen Arbeiten.

 

Die letzten Weihnachtsbriefe wurden geschrieben und abgeschickt, traditionelle Melomakaróna und Kourabiédes, einer Art griechischer Vanillekipferln genascht, und unvergessliche Sonnenuntergänge bewundert. Den Abend des 24. Dezember verbrachten wir in Kardamíli in der Bar Krìtamos. Gemeinsam mit zwei Freunden bestellten wir alle Vorspeisen, dazu den weißen Hauswein und wurden reichlich belohnt mit frittierten Austernpilzen, Keftedákia, die unvergleichlich schmackhaften Bällchen aus Kalbfleisch mit Tomaten, gegrilltem Feta mit Quittengelee und anderen Köstlichkeiten. Obwohl die Bedienung und nahezu alle Gäste pausenlos Zigaretten verbrannten, blieben wir bis nach Mitternacht, denn in der Zimmerecke saßen drei ältere Herren, die sich mit zwei Gitarren und einer Bouzoúki beim Singen griechischer Lieder begleiteten.

 

Wir haben viel gemalt; Uta verpasste ihrem Poseidónas einen Bart aus frisch gesammeltem Seegras. Ich habe mich in eine Kombination von Acryl- und Aquarell-Technik vertieft. Dabei gingen mir Geschichten der griechischen Mythologie durch den Kopf. Ganz natürlich, und wie von selbst erschienen daher auf dem Bild die entsprechenden Figuren, allerding der unspektakulären Art, denn neben den namentlich bekannten Gottheiten, Titanen und Nymphen ist das altgriechische Panoptikum noch von zahllosen Wesen bevölkert, denen ich eine Gestalt verleihe.

 

Auch das Planen von Projekten für das neue Jahr haben wir vorangetrieben, Videokonferenzen abgehalten und uns zu realen Arbeitstreffen verabredet – beispielsweise zu einer Woche voller Workshops, die wir Anfang April in Taranto, Puglia durchführen möchten.

 

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