Rigklia 17

 

Rígklia, Messinías, Dytiki Máni, Elláda

 

 

 

Die neunzehnte Woche unserer Reise: Donnerstag, 17. bis Mittwoch, 23. Februar 2022

 

 

 

Am vergangenen Donnerstag haben wir mit Cocos Chemotherapie begonnen. Entgegen unserer Gewohnheit befreien wir sie ab jetzt am Strand nicht mehr vom Maulkorb, den sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit abzustreifen versucht. Sollte sie etwas aufnehmen, das Verdauungsprobleme verursacht, könnten wir nicht entscheiden, woher die Beschwerden kommen, denn Komplikationen im Magen-Darm-Trakt zählen zu den möglichen unerwünschten Nebenwirkungen des Medikamentes. Nach der Wanderung fiel Coco in einen tiefen Schlaf, aus dem sie erst zum Abendessen erwachte. Noch vor dem Morgengrauen erbrach sich Coco, wahrscheinlich in Folge der frisch begonnenen Chemotherapie. Schlaftrunken säuberten wir die Schlafstelle und fanden spät wieder in die Nachtruhe zurück. Dennoch war ich kurz nach Sonnenaufgang wieder auf den Beinen, erledigte einige Hausarbeiten und setzte mich mit einer Tasse Kaffee vor die weit geöffnete Balkontüre. Vor mir erstreckten sich Bäume und Meer, einzelne Vogelmelodien unterbrachen die erhabene Stille. Wie alle Zeiten, in denen ich für mich sein darf, genoß ich auch diese frühe Stunde. Ohne von anderen Stimmen unterbrochen zu werden, verfolgte ich ungestört eigene Gedanken. Ich genehmigte mir zusätzlich ein literarisches Frühstück, nahm ein Stück Brot und einen Text über Ernst Bloch zur Hand und vertiefte mich in seine Philosophie der Hoffnung. Bald tapste Coco die Stiege hinauf und ringelte sich neben mich auf das dafür vorbereitete Kissen. Später, während des Hundespaziergangs, trafen wir unseren alten Bekannten Dionýsios wieder, der von seinen Erlebnissen mit krebskranken Hunden berichtete und uns in dem Vorsatz bestärkte, Coco auf keinen Fall leiden zu lassen. Glücklicherweise dürfen wir ihrem Leben ein Ende setzen, wenn wir es für notwendig halten.

 

Viele Stunden der zurückliegenden Woche waren angefüllt mit angenehmen Erlebnissen – allen voran die ungezählten Situationen, in denen uns Coco mit ihrer dankbaren Freundlichkeit beschenkte. Uta und ich haben fleißig gemalt und weiter unsere Veranstaltungen für die Sommermonate vorbereitet, und ich fand Zeit zum Schreiben. Mein Atelier zeichnete sich an den meisten Tagen durch die typischen Merkmale eines Brutkastens aus, was meinen reptilienartigen Vorlieben entgegenkam. Mit meinem französisch-niederländischen Freund Eric Schaftlein konnte ich die Vorbereitungen zur Gründung eines Vereins „Artists in Masks“ so weit vorantreiben, dass wir den Vorgang sicher unter Dach und Fach bekommen werden, wenn er uns im März besuchen kommt. Bampis, der Fischverkäufer hat uns wieder mit frischen Köstlichkeiten versorgt und am Freitag genossen wir unser wöchentliches gemeinsames Kochen und Musikhören mit David, dem befreundeten Nachbarn.

 

Am Sonntag schließlich holten wir unseren Clown- und Künstlerfreund Jan vom Flugplatz in Kalamáta ab. Nun haben wir wieder einen Gast im Haus, über dessen angenehme und humorvolle Gesellschaft wir uns sehr freuen.

 

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