Rigklia 21

 

Rígklia, Messinías, Dytiki Máni, Elláda

 

 

 

Die dreiundzwanzigste Woche unserer Reise: Donnerstag, 17. bis Mittwoch, 22. März 2022

 

 

 

Wir lernen, ohne unsere Gefährtin zu leben. Unruhige Nächte liegen hinter uns; wir fühlen uns chronisch unausgeschlafen. Davon unbenommen gehen wir unseren Geschäften nach, planen Aktivitäten, in die wir Coco als Kollegin eingeplant hatten. Hierzu gehören beispielsweise Kunstmobil-Workshops und die Arbeit mit Geflüchteten. Auch das Malen und Schreiben führen wir weiter, mit reduzierter Energie.

 

Neue Impulse drängen in unser Leben. Wie Seifenblasen tauchen in meinen Gedanken hin und wieder die Gesichter der jungen Familie auf, die wir in Kítries, einem Küstendorf bei Kalamáta trafen. Valentina, eine Grafikerin von griechisch-deutscher Herkunft, hat einen inhaltlichen Bezug zu dem Öko-Ressort für KünstlerInnen, das sie mit ihrem Mann aufbauen möchte. Jorge aber, der aus San Salvador stammt, steht dem Begriff „Kunst“ fremd gegenüber. Wie er mir erläuterte, wenden die meisten Menschen in seinem Land all ihre Zeit dafür auf, ihren Lebensunterhalt zu sichern, was mit Kunst nicht möglich ist. Daher werde die Beschäftigung mit Kunst in seiner Kultur als ein Privileg betrachtet, das sich nur reiche Menschen leisten können, denn wie überall auf der Welt gelingt es auch in San Salvador vor allem den Reichen mit Kunst Geld zu machen.

 

Die Wiedehopfe halten im Garten des Panteleímonas Rast auf ihrem Rückweg vom südlichen Winterquartier, auf dem Meer landete eine Gruppe dunkler Schwimmvögel. Alles umher ist schön. Ich habe drei Stunden lang an einem Bild für die Ukraine gemalt, den von Bámpis angebotenen Seebarsch ausgenommen, gefüllt und in den Ofen geschoben. Am Nachmittag brachten wir dem eremitisch arbeitenden Künstlerpaar Holly und Nemo ein Glas unseres Chutneys an die Tür. Und an zwei Abenden durfte ich Eric wieder sehen, in Videokonferenzen zur schwierigen Geburt der in Scotland geplanten Ausstellung. Trotz strahlender Sonne blieb die Temperatur draußen an der Zehn-Grad-Grenze stehen.

 

Eine erfreuliche Nachricht ließ uns die Gläser erheben, denn Eric schrieb gestern, der französische Staat habe der von uns gegründeten europaweiten KünstlerInnengruppe ARTISTS IN MASKS den offiziellen Status eines Vereines verliehen.

 

In den Bergen heulen die Schakale; ich schließe die Fensterläden. Im Kamin lodert nun ein wärmendes Feuer. Schreibend sitze ich bei Uta, die vor dem wärmenden Holzofen an einem großen Bild malt.

 

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