Agriakóna 5

Agriakóna in Káto-Rígklia, Messinías, Dytikí Máni, Elláda

 

 

Die fünfte Woche: Freitag, 04. bis Freitag, 11. November 2022

 

 

Heute Abend haben wir unsere Ausstellung in Kardamili abgebaut – bei H Αυλή της Γιωργίτσας, Café und Art events – ein schöner Erfolg! Neben einigen Verkäufen konnten wir Kontakte knüpfen zu Kunstschaffenden und Kaufinteressierten auf der Máni. In der Vorweihnachtszeit werden wir an diesen besonderen Ort mit einem Kunstworkshop zurückkommen.

Vielleicht kehrt dann ein wenig Ruhe ein in unser noch reichlich turbulentes Leben. Tatsächlich blieb in den zurückliegenden sieben Tagen kaum Zeit zum Malen. Neben dem Prototyp eines Keramikdekors für den Workshop habe ich nur Grundierungen für eine mittelgroße Collagearbeit zu einem Thema aus der Odyssee angefertigt. Nach der Lektüre eines Buches von Robert Graves aus den 1950ger Jahren kreisen meine Gedanken um die Hypothese, der Geschichtenzyklus sei von einer sizilianischen Prinzessin verfasst worden. Innerhalb der dürftigen Indizien, die dafür sprechen, eröffnet sich ein schier unendlicher Interpretationsspielraum zwischen den Reiseabenteuern einer historischen Gestalt und den Mythen, die den Übergang matriarchalischer Gesellschaftsstrukturen in das Patriarchat ausdeuten. Leider bewege ich mich darin meist nur gedanklich, komme kaum zum Gestalten, denn die sogenannte Realität hält mich fest in ihrem Griff.

Zu den üblichen Routinen und häuslichen Pflichten gesellten sich einige Treffen und vielfältiger Austausch mit unserem guten Freund David Friedman. Am Mittwoch kamen unsere Nachbarn Jort und Mei mit ihrem Hund Fin zum Abendessen und versorgten uns mit Informationen zur aktuellen Lebenssituation in Singapur und China. Am Samstag trafen wir den südamerikanischen Lebenskünstler Jorge wieder, der seit einem Jahr mit Kind, Hund, Ziege und seiner Frau Valentina, einer Designerin, oben an der Straße in einer Hütte wohnt. Den Dienstag-Vormittag widmete ich einer mehrstündigen Videokonferenz mit Vertreterinnen des Förderprogrammes „Künste öffnen Welten“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung – ein Einstieg in das komplexe Bewerbungsverfahren um Fördergelder. Eine weitere - bereits erfolgreiche - Videokonferenz fand gestern statt. Mein Künstler-Compagnon Eric (ARTISTS IN MASKS) konnte von Fortschritten bei der Organisation unserer nächsten Gruppenausstellung in Frankreich berichten. Mit Freude habe ich auch die Emails unserer euroArt-Mitstreiterin Greta Rief empfangen, die gemeinsam mit Uta an einer Dokumentation des internationalen KünstlerInnenaustausches arbeitet, den wir im vergangenen Juli in Murnau organisiert haben.

Gestern dann wagten wir eine Zäsur, einen Ausflug in Richtung Süden. Die kurvenreiche Fahrt über nahezu menschenleere Straßen und Pisten führte uns durch ein landschaftliches Déjà-vu. Die felsenreichen Hügel, angewuchert mit Kräuterbüschen, überwacht von eng zusammenstehenden Zypressengruppen und Eichenhainen erinnerten an Korsika, das Languedoc und eine griechische Insel, auf der ich im Jahr 1983 im Zelt ein Gewitter überstand. Dann, nach dem Überqueren einer Scharte im kargen Ταΰγετος-Gebirge, die weite Aussicht auf lakonische Meeresbuchten, mächtige Landschaften umgeben von endlosem Wasser, wie wir sie zuletzt in Schottland gesehen haben. Nach diesem naturerfüllten Tag fassten wir den Vorsatz, einmal in der Woche einen Ausflug zu unternehmen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0