Agriakóna 16

Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda

 

Die sechszehnte Woche: Freitag, 20. bis Freitag, 27. Januar 2023

 

Gestern hat ein Unwetter mit flutartigem Regen und zwei starken Hagelschlägen das Land überrollt, Wege in Gebirgsbäche verwandelt, das stets trockene Flussbett des Pamísos in einen reißenden Strom verwandelt und viele Gärten zerstört. Unsere albanische Freundin Niki sagt, sie habe zum ersten Mal in ihrem Leben gesehen, was Hagel ist. Im Garten des Panteleímonas, vor unserer Haustüre, ist alles Gras zerdrückt, der wilde Spinat hängt in Fetzen an roten Stängeln; nur die mittlerweile verholzten Pflanzen haben die Eisberge überstanden, die über sie hereingebrochen waren. Am Vortag hatte ein starker, warmer Ostwind von den unteren Ausläufern des Ταΰγετος-Gebirges kommend gegen die See geföhnt und beständig alle Wellen unter die seltsam ruhig dahinplätschernde Membran zurückgedrängt. Die Menschen hier kennen das Phänomen gut, den „Anatolikós“, der mit extremen Böen durch die Olivenhaine fegt und alles, was nicht festgebunden ist, weit aufs Meer hinausfegt. In der zurückliegenden Woche haben wir uns wieder im Haus eingeigelt. Mit Ausnahme der täglichen Hundespaziergänge ans Meer spielte sich alles Leben in Agriakóna ab – mit den üblichen Routinen aus Kochen, Hausarbeit, Schreiben und Malen. Ab Dienstag lag Uta die meiste Zeit im Bett, geplagt von Schmerzen in der Brust und einer großen körperlichen Schwäche – glücklicherweise geht es ihr seit gestern wieder besser.

Ich hatte viel Zeit für die Kunst. Jeden Tag malte ich am Bild des Apostels Andreas weiter … Stückchen für Stückchen, so wie es meine Art ist … ich hoffe, es zum Monatsende fertig stellen zu können. Am Mittwoch kam die Malerfreundin Évi Moustakéa zu Besuch und brachte einige ihrer Gemälde mit, aus denen wir letztendlich zwei Exemplare für die Scotland-Ausstellung „We leave a light on“ unseres europaübergreifenden Vereins AiM auswählten. Die Schau soll Europa daran erinnern, dass trotz des Brexits viele der schottischen Einwohner*innen noch immer Mitglied der EU sein möchten. Das Kunstprojekt ist für dieses Jahr in der politischen Hauptstadt Europas, Strasbourg, und 2024 in Glasgow geplant. Und Évi lud uns für März zur Teilnahme an einer Ausstellung ihrer Künstlergruppe nach Trípoli ein – eine neue Herausforderung! Gestern verfolgte ich mit Spannung aus der Ferne die Verhandlungen unserer AiM-Freundin Joëlle Kuhne mit der Galerie in Strasbourg; auf diesen Termin hatte ich drei Monate lang hingearbeitet, mit zahlreichen Emails und Telefonaten. Am Ende ging alles gut; wir erhielten eine Zusage für die Ausstellung „We leave a light on“ im September und Oktober– unter einigen Bedingungen, die es jetzt zu erfüllen gilt. Deshalb sitze ich seit gestern Nachmittag wieder vermehrt am PC, schreibe Briefe, Emails, koordiniere, organisiere … .

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