Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda
Die neunzehnte Woche: Freitag, 13. bis Freitag, 17. Februar 2023
Das Fieber ist so weit abgekühlt, dass ich heute wieder einige Stunden im Atelier stehen konnte – bei angenehm warmen Temperaturen, einzig verursacht vom Schein der Sonne. Da uns die griechische Malerin Evi Moustakéa für Ende des Monats zur Teilnahme an einer Gruppenausstellung in Trípoli mit dem Thema „Frauen“ eingeladen hat, wird es Zeit, dass ich mit einem Beitrag beginne. Die Leinwand ist nun grell-Orange grundiert und mit der Umrisszeichnung eines weiblichen Naturgeistes aus der griechischen Mythologie versehen, dem Bildnis einer Wiesennymphe oder Leimoniade. Diese umherschweifende Personifikation der in den Wiesen lebenden Naturkräfte habe ich bereits vor drei Jahren in Belgien in einigen Versionen gezeichnet. Nymphen ziehen sich meist vor den Menschen zurück, da diese zu geräuschvollen Tätigkeiten neigen, was sie abschreckt. Vermutlich hat meine krankheitsbedingte Lärmempfindlichkeit der zurückliegenden Woche die Auswahl dieses Motivs begünstigt – sicher aber auch die vielen Texte, die ich, im Bett liegend, über Möglichkeiten gelesen habe, wie wir durch das Verändern persönlichen Gewohnheiten die andauernde Zerstörung der Natur bremsen können.
Trotz meines Fiebers und der Kraftlosigkeit liegt eine ausgefüllte Woche hinter uns. Die grundlegenden Routinen blieben weitgehend am Laufen: frühes Aufstehen, um zu erleben, wie die Sonne ihren goldenen Teppich über die Bucht rollt, Kochen und ein wenig Essen, Spaziergänge mit Flocke hinunter ans Meer und die üblichen Schreibarbeiten, Korrespondenzen. Das alles vollzog sich freilich wie in Zeitlupe, unterbrochen von langen Schlafphasen, tagsüber in meinem sonnendurchfluteten Atelier, denn nach der kalten Winterzeit kommt nun Tag für Tag die Wärme zurück auf die Máni.
Nachdem wir ihren Mann Jort auf seinem täglichen Weg zum Schwimmen getroffen hatten, besuchte uns am Samstag die chinesische Freundin Mei. Der geliebte Hund der beiden war tags zuvor an einem Krebsleiden gestorben. Für die Dauer einiger Stunden blieben wir zusammen und fanden tröstende Worte.
Der Sonntag stand ganz im Licht der Künstlerfreunde Nemo und Holly, die einige unserer Werke professionell fotografierten, darunter meine nun beendete Installation „VÖGEL MACHEN AN DER GRENZE NICHT HALT - FUTTERGLÄSER IN 47 EUROPÄISCHEN SPRACHEN“. Da uns der Fischhändler Bampis wieder beliefert hat, sah ich mich in der glücklichen Lage, die Gäste auf dem Balkon mit frischen Goldbrassen zu bewirten. Beide Besuche in unserem Haus wurden von Flocke ohne Murren toleriert und bald intensiv zum Abholen von Streicheleinheiten genutzt.
Den Rest der Woche habe ich Menschenkontakt vermieden und kam zu Kräften. Wie so oft in der Vergangenheit, befiel die Krankheit nun aber auch Uta, zeitverzögert und mit leicht abweichenden Symptomen. Somit ist es nun an mir, Flocke, der unermüdlichen Krankenschwester, mit Rat und Tat beizustehen.
Kommentar schreiben