Agriakóna 20

Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda

 

Die zwanzigste Woche: Freitag, 17. bis Freitag, 24. Februar 2023

 

Unsere frischen Gemälde stehen transportfertig vor der Türe; Evi wird sie heute noch abholen und zur Ausstellung ins Kulturzentrum von Trípoli bringen. Gemeinsam waren wir letzten Samstag einige Stunden in Utas Atelier gesessen, um Details zu besprechen – anschließend machte ich mich sofort ans Werk.

Nachdem sich Uta glücklicherweise nach kurzer Zeit wieder kerngesund fühlte, stand auch sie in der vergangenen Woche jeden Tag vor der Staffelei oder an der Druckerpresse. Unter einer wärmenden Frühlingssonne ging die Arbeit leicht von der Hand. Einzig das stete Entfernen von Flockes feinen weißen Härchen, die in allen Räumen umherschweben, bereitete Mühe. Die kleine Griechin zwang uns auf diese Weise zu einer unmittelbaren Auseinandersetzung mit König Sísyphos, dessen Stadt Kòrinthos wir nächste Woche besuchen möchten.

Einen gewichtigen Beitrag zu Utas schneller Gesundung leisteten unsere Freunde Almut und Klaus. Noch am Samstag-Abend trafen wir uns mit den beiden zu einem fröhlichen videounterstützten gemeinsamen Abendessen. Die Eurovision-Sondersendung vermochte das Karneval-geschüttelte Stuttgart visuell und akustisch auf perfekte Weise mit dem stillen Rígklia zu verbinden – nur auf den Duft des hausgemachten schwäbischen Nudelgerichtes mussten wir leider verzichten.

Am Sonntag waren wir wieder zum Essen verabredet – dieses Mal auf rein analoge Art. Vom Mittag bis zu Sonnenuntergang saßen wir mit den griechischen Freunden Vasilikí und Zákis vor gefüllten Tellern und Gläsern, begleitet von Zákis‘ sizilianischem Sohn Walter und dessen Freundin Roberta. Ja, Walter ist ein Catania geboren und aufgewachsen. Aus der olivenfarbenen Haut seines klassische geformten zierlichen Hauptes sprießt eine tief-schwarze Haarpracht. Da er und seine Freundin zurzeit in Deutschland eine Facharztausbildung absolvieren, kippte unsere Konversation mitunter ins „Babylonische“, denn immer dann, wenn ein deutscher, griechischer oder italienischer Begriff nicht gleich auf der Zunge lag, wechselte der Redefluss ins Englische. Nachdem wir vom bodenständigen Gasthaus in Thalámes (neben der riesigen Platane und dem Schlaf-Orakel) an unseren Kaffeetisch in Agriakóna gewechselt waren, beherrschten Kunstthemen die Diskussion und die Frage, einer Zusammenarbeit von Vasilikís Organisation Kallíergon mit der paneuropäischen Künstler*innengruppe AiM. Und viele spannende Ideen wurden geboren … angefangen von Workshops in der Máni, unserer Teilnahme an einem kunsthistorischen Projekt in Ípiros … bis hin zu einer europaüberspannenden Kunstaktion.

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