Káto-Rígklia, Dytikí Máni und Kórinthos, Korinthía auf dem Pelopónnisos, Elláda
Die einundzwanzigste Woche: Freitag, 24. Februar bis Freitag, 03. März 2023
Es ist spät am Abend, müde sitze ich am weißem Tisch im Turmzimmer. Die letzten beiden warmen Tage haben wir fleißig im Garten gearbeitet, gemeinsam mit unserem albanischen Nachbarn Jimi, der zwei Terrassen baut, auf die Uta Mosaike legen wird. Mit von der Partie ist Utas Mutter Monika; am Dienstag war sie am Flughafen in Athen angekommen. Um sie dort abzuholen, waren wir bereits am Samstagmorgen gestartet.
Unter der Frühlingssonne des Vortages wanderten wir mit den Freunden Mei und Jort noch vom nahen Dorf Nomitsí zum Ort des historischen Schlaforakels nach Thalámes, wo leider keine sichtbaren Spuren des spirituellen Zentrums mehr zu finden sind. Auf dem Weg nach Athen aber fanden wir Gelegenheit, uns in die bedeutende Ausgrabungsstätte des historischen Kórinthos zu vertiefen. Strategisch günstig an der Landenge gelegen, die Attika mit der Peloponnes verbindet, war dieser Ort seit Menschengedenken besiedelt – bis 3000 Jahre reichen die heute noch sichtbaren architektonischen Spuren zurück. Im Zentrum dieser eher jüngeren Stadtgeschichte stand bis zum christlichen Bildersturm ein inbrünstiger Aphroditekult, der der Akropolis „Akrokórinthos“ zu einem unbestimmten Zeitpunkt mehr als eintausend Tempeldienerinnen beschert haben soll. Als Uta und ich voneinander getrennt die Ruinenstadt durchwanderten (Hunden wird offiziell der Zugang zu diesem Ort verwehrt), war von einer religiösen Prägung nichts mehr zu spüren. Selbst die sieben berühmten Säulen des gewaltigen Tempels aus dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert, der heute dem Apollon zugewidmet wird, wirken profan und emblematisch. Eine Idee der Bedeutungstiefe dieses besonderen Ortes gewannen wir erst beim Erreichen der ummauerten Quellen, die bereits Steinzeitjäger an den Hang über den beiden Meeren band. In Kombination mit ihrer besonderen Lage, die das Beobachten der Wanderungen von Mensch und Tier über Land und Meer gestattet, garantieren die Brunnen das Überleben.
Später, als Kórinthos zu einem bedeutenden Handelsplatz geworden war, spielten andere Motive eine Rolle und die Stadt avancierte bald zu einem regelrechten Objekt der Begierde. Mehrmals wurde sie verwüstet und neu gegründet, ihre Einwohner ermordet, verstümmelt und versklavt. In einem Konglomerat aus klassisch-griechischen Ruinen, herausgeschält aus fränkischen und römischen Gebäuderesten, wanderten Uta und ich zwischen schließlich den Zeiten. Erst am Abend führten wir unsere Erlebnisse in der Unterkunft am Rande der osmanischen Siedlung zusammen - wir fanden Schutz in einer von zahllosen Hunden bewachten umgebauten Garage. Dort las ich später während der Nacht ein Buch der American School of Classical Studies, das eine Vorstellung von den Menschen vermittelte, die diese Kulisse einst belebten: die Griechen Sísyphos, Iásōn, die Zauberin Μήδεια und der Philosoph Diogénes von Sinope, der römische Bürger und christliche Apostel Paulus, Makedonier, Römer, Goten, Heruler, Normannen, Venezianer und Osmanen.
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