Mani 3

Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda

 

 

 

Die zweite Woche: Donnerstag, 07. bis Mittwoch, 13. Dezember 2023

 

 

 

Gerade komme ich von der allabendlichen Runde um das Häuschen zurück in mein Arbeitszimmer. Ich habe die Voléts geschlossen und den Hahn zum Wassertank zugedreht. Damit wartet morgen eine neue Aufgabe auf mich, die es zu lösen gilt, denn bei geöffneter Wasserzufuhr arbeitet die Wasserpumpe neuerdings ohne Unterbrechung und der Vorratstank füllt sich nicht mehr. So geht es jeden Tag … immer gibt es rund um das Häuschen etwas zu reparieren oder zu richten. In der zurückliegenden Woche habe ich die Klingel am Gartentor wieder instand gesetzt, den Briefkasten ausgetauscht, einen Bretterverschlag abgebaut und Uta hat das Grab unseres im vergangenen Jahr verstorbenen Hundes Coco neu gestaltet. Basteleien solcher Art lockern den Tages-Rhythmus auf, der sich bereits etabliert hat:

 

Morgens erheben wir uns, wenn die Sonne ihren goldenen Teppich über die Bucht legt, erledigen die üblichen Hausarbeiten und spazieren mit Flocke hinunter ans Meer. Bisher hatte der Winter Erbarmen und verwöhnte alle Lebewesen meist mit Sonnenschein und Schattentemperaturen von 10 bis 16 Grad – unter der Sonne wird es natürlich viel wärmer. Bevor wir uns dann vor die Staffeleien stellen, gibt es gegen Mittag eine Tasse Kaffee auf dem Balkon über dem Olivenhain, in dem emsig geerntet wird. Jede Minute des Tageslichts wird anschließend zum Malen genutzt. Uta arbeitet an einer großformatigen Architekturstudie der verwunschenen Villa Basso, in der wir während der Anreise nach Griechenland drei Nächte gewohnt haben; ich male weiter an meinem „Seegarten-Bild“, einer Kopie des gleichnamigen Ölgemäldes, von dem ich das Original und eine erste Kopie bereits verkauft habe. Zum Sonnenuntergang treffen wir uns jeden Abend wieder auf dem Balkon, das immer neu inszenierte Lichtspiel zu genießen, von dem wir nie genug bekommen. Nach dem Spektakel widmen wir uns dem Abendessen – immer frisch zubereitet. Da der fahrende Fischverkäufer Bámpis nun weiß, dass wir wieder da sind, gibt es auch frisches Meeresgetier. Am vergangenen Freitag war Nemo unser Gast zum gemeinsamen Kochen, Speisen, Trinken und Erzählen. Bereits am Morgen hatte ich die Sepien (καστανόχρους) vorbereitet und eingelegt.

 

Nach dem Essen setze ich mich meist in die Schreibstube, um an dem neuen Buch zu arbeiten; Uta kümmert sich währenddessen um Socializing, trifft Bekannte und Freunde und kommuniziert mit der Außenwelt über social media. Und sehr spät am Tag, wenn Uta und Flocke schlafen, lese ich weiter in dem akribisch gesetzten Text über die Griechische Kunst von Richard Hamann. Über die Brücke seines interessanten Inhaltes eröffnet mir dieses Werk einen Zugang in die überaus fragwürdige gedankliche und sprachliche Welt der deutsche Kultur der 40ger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, die mich bereits seit Monaten beschäftigt.

 

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