Mani 11

Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda

 

Die 10. Woche: Donnerstag, 1. bis Mittwoch, 7. Februar 2024

 

Zum Thema meiner Malerei passt hervorragend Eric Kandels Buch über die Erforschung des Unterbewussten in Kunst, Geist und Gehirn. Der Neurowissenschaftler und Nobelpreisträger erklärt darin mit biologischen und psychologischen Forschungsdaten, wie wir als Betrachtende ein bestimmtes Objekt zu einem Kunstwerk machen, was es ohne die Kreativitätsmaschine, die unser Gehirn ist, nicht wäre. Betrachten bedeutet Erfinden. Beim Lesen in diesem Kompendium begebe ich mich auf manche altbekannte Pfade, denn Kandel referiert auch Daten aus Feldern, mit denen ich mich in meinem Berufsleben intensiv auseinandergesetzt habe: Wahrnehmungsforschung, Informationsverarbeitung und die Maler der Wiener Sezession.

 

Die zurückliegende Woche aber stand im Lichte der Jahreshauptversammlung unserer europaübergreifenden Künstler:innengruppe AiM, die am ersten Februar als Videokonferenz stattfand. Den Tag über hatte ich noch an einer Rede geschrieben und Schriftstücke ins Englische übersetzt, um Uta zu entlasten, die das Protokoll führte. Die Versammlung war ein großer Erfolg, denn einige der mittlerweile 67 Mitglieder aus 11 Ländern brachten innovative Ideen ein und zeitweise wurde kontrovers diskutiert. Genau das hatte ich mir gewünscht, als ich die Gruppe vor vier Jahren mit meinem französischen Freund Eric gegründet habe. An den folgenden Tagen haben wir einige der besprochenen Themen in dichter E-Mail-Kommunikation, Telefongesprächen und Videokonferenzen weiter verfolgt. Thesenpapiere entstanden, Uta verfasste den Korrekturentwurf des Protokolls, und ich habe mit den unterschiedlichen Akteuren der kommenden drei Ausstellungsprojekte Verhandlungen geführt.

 

Trotz dieser zeitintensiven Arbeiten blieb noch genügend Raum für Entspannung und Abenteuer. Die Gartenwege sind nun vollständig verlegt, das Bewässerungssystem für die trockenen Sommermonate installiert und einige undichte Stellen im Badezimmer wurden mit Agíms Hilfe ausgebessert. Uta tauchte tief in die Geheimnisse der Glaskunst ein und ich fand an drei Tagen Zeit zum Zeichnen.  Dank Utas Kommunikationstalent ergriffen wir auch Gelegenheiten, mit englischen und deutschen Nachbarn kulinarische Genüsse zu teilen und mit den Freunden Mei und Jort eines der Restaurants zu besuchen, die in den Wintermonaten geöffnet haben.

 

Ein wenig sehnsüchtig habe ich heute nach Osten geschaut, hinauf in das Bergtal, das mich immer an die Hügel der Provence erinnert. Zwischen den Olivenbäumen und Zypressen würde ich gerne wandern, begleitet vom vielstimmigen Gesang der Vögel, bis hinauf an die höchste Stelle des Dorfes Elaiochóri. Dort, neben der Kirche steht eine Bank, die zum Schreiben einlädt, mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Ionische See, die sich von hier aus bis nach Libyen erstreckt.

 

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