Mani 13

Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda

 

Die 12. Woche: Donnerstag, 15. bis Mittwoch, 21. Februar 2024

 

Gerade sind wir nach Ariakóna zurückgekommen. Über der Peloponnes hängen seit heute Mittag dichte Regenwolken, es ist kühl und wir freuen uns auf das wärmende Feuer im Ofen. Jeden Tag der vergangenen Woche habe ich ein Glückstagebuch geführt, um nicht zu vergessen, mit welchen Privilegien wir ausgestattet sind. Ich notiere:

 

Mittwoch, 21.2.: Bereits vor Sechs verlasse ich mit Flocke das schlichte Zimmer im Hafen von Archea Epidavros. Wir erkunden die Stille des Morgens. Zwei Fischer machen ihre Boote startklar. Später wecke ich Uta mit einem türkischen Kaffee. Dann brechen wir auf, das nahe gelegene Asklipío zu erkunden, das bedeutendste seiner Art, im Altertum Keimzelle und Vorbild für mehr als 300 Heilstätten. In den Sanatorien legten sich die Kranken zum Schlafen nieder und erwarteten einen Traum, in dem sie durch Asklepiós Heilung erfuhren.

 

Dienstag, 20.2.: Heute freue ich mich sehr, denn ich darf Uta vom Flughafen bei Athína abholen. Sechs Tage war sie in Deutschland, um mit ihrer Familie den Tod ihres Schwagers zu betrauern. Für die 313 Kilometer brauche ich gute fünf Stunden, ein Erfolg, den ich am Abend gemeinsam mit Uta feiere, denn nach gesundheitlichen Problemen erlerne ich das Autofahren seit zwei Jahren von Neuem.

 

Montag,19.2.: Bevor der Arbeitstag beginnt, fahre ich mit Flocke das Tal hinter dem Haus hinauf bis zum Ende der Straße. Hier streckt sich das winzige Dorf Ελαιοχώρι Haus für Haus an einem Felsen entlang dem Himmel entgegen. Am ersten Bauernhof lassen wir das Auto stehen, wandern durch Oliven- und Orangenhaine bis zur Kirche, hinter der gerade die Sonne aufgeht.

 

Sonntag, 18.2.: Gegen Mittag erscheinen Holly und Nemo, tragen die letzten Pflanzen und Kisten aus dem Haus, um sie nach Athína in ihre neue Wohnung zu befördern. Ich habe die Garage ausgemistet, alle Ecken gereinigt und Müll zur Deponie gebracht. Nun ist Platz für einen Schatz. Gemeinsam öffnen wir die Holzkiste, in der Hollys Gemälde lagern. Nachdem die beiden Künstlerfreunde losgefahren sind, arrangiere ich die Bilder nach meinem Geschmack an die Wände des sauberen Raumes und genieße Hollys vibrierende Membranen und rauschende Wellen.

 

Samstag, 17.2.: Ein anstrengender Tag liegt hinter mir. Nach den Stunden im Garten und vor der Staffelei sitze ich am Schreibtisch, als Flocke zu Knurren beginnt. Ich lausche. Unverkennbar dringen die Stimmen der beiden Steinkauze durch den Olivenhain, die im Dach des Nachbarhauses wohnen.  Aber es ist nicht die nächtliche Athene, die den Hund beunruhigt. In den Dialog mischen sich zunehmend deutlich weitere Stimmen, die Flocke längst identifiziert hat. Dann, wie auf ein Signal hin, erschallt vor dem Gartenzaun der Chor der Schakale.

 

Freitag, 16.2.: Morgens auf dem Weg zum Meer, zähle ich 14 Sorten blühender Blumen! Aus der fetten Wiese leuchten im rot-blauen Farbenspektrum die Gartenanemone, der Kretische- und der Sandnatternkopf, das Farbige Leimkraut, die Europäische Bleiwurz und die Dreihörnige Levkoje. Daneben das Meer der gelbblühenden Acker-Ringelblumen, Frühlings-Greiskräuter und am felsigen Strand der gelbe Hornmohn und in seiner Blässe der Meerfenchel. Ins Weiß changieren die Blüten des Ästigen Affodills, des Ackerrettichs, der Gänseblümchen und der Wilden Senfrauke, deren heller Stern einem kurzen Purpurstift entspringt.

 

Donnerstag, 15.2.: Uta steuert das Auto morgens zum Flughafen bei Kalamáta; mittags fahre ich langsam zurück nach Agriakóna, durchquere Dörfer, überwinde zwei Bergpässe und folge der Küstenstraße. Aus allen Richtungen grüßt der Frühling mit einer Flut von frischen hellen Tüchern, die er in die Mandelbäume gehängt hat.

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