Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda
Die achte Woche: Donnerstag, 7. bis Mittwoch, 13. November 2024
Gestern kam endlich der langersehnte Regen über das Land. Begleitet von Blitz und Donner setzte er im Nu Gärten, Olivenhaine und Straßen unter Wasser und sorgte in der Bucht für den obligatorischen Stromausfall. Manche unserer Nachbarinnen haben für diesen Fall einen Stromgenerator installieren lassen, wie Monika, deren Ehemann, ein bekannter polnischer Rockmusiker, für seine Arbeit permanent Strom benötigt. Auch wir haben uns den Gegebenheiten angepasst, laden die Akkus der Rechner und Telefone täglich voll und haben einen kleinen Stromspeicher im Haus. Mit gut einem Monat Verspätung ist der Herbst doch noch in die Máni gekommen. Mit gespenstischer Geschwindigkeit wechseln sich nun Stürme, Regenschauer und ein weiter klarer Himmel ab.
Meistens aber scheint die Sonne und heizt mein Atelier auf, sodaß ich während des Tages immer noch halbnackt vor der Staffelei stehen kann. Das zweite Gemälde, das ich zur nächsten AiM-Ausstellung einreichen möchte, ist hier gerade fertig geworden. Es beschäftigt sich, wie sein Vorgänger, mit den zufallsabhängigen Möglichkeiten, die unsere Weltgemeinschaft Kindern in dieser Welt für ihre persönliche Entwicklung bietet. Während viele von ihnen ohne eine positive Lebensperspektive in ein auswegloses Elend hineingeboren werden, haben andere - gleichermaßen unverdient - Aussicht auf Gesundheit, Bildung und Wohlstand. Mich stört die Haltung vieler Privilegierter, die so tun, als hätten sie sich diese Chancen in irgendeiner Weise selbst erschaffen. Offensichtlich handelt es sich dabei um einen kollektiven Wahn, der schlimmstenfalls darin münden kann, arme Menschen daran zu hindern, in reiche Länder einzuwandern.
Aber auch Uta und ich werden manchmal Opfer bewusstseinsverändernder Prozesse. So haben wir am vergangenen Samstag auf dem Fischmarkt in Kalamáta für drei Euro zwei Sálpes (Goldstriemen) erstanden. Die Tiere ähneln im Aussehen Streifenbrassen, besitzen aber einen leicht länglichen Körper. Am Abend mischte ich aus ihrem köstlichen Fleisch, Reis, frischen Kräutern, Kardamom und anderen Gewürzen eine Füllung für 10 winzige grüne Paprikaschoten. Während des Schnippelns, Rührens und Mörserns las Uta aus dem Internet vor, denn Sálpes waren uns bisher noch nicht untergekommen. In zahlreichen Meeren dieser Erde einheimisch, nennt man sie in einigen arabischen Ländern, den Fisch, „der Träume macht“, denn sein Verzehr kann halluzinatorische Erlebnisse auslösen.
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Lucie König (Mittwoch, 13 November 2024 17:13)
Lieber Gerd,
dein Blog erinnert uns immer wieder daran, dass wir uns alle unserer Eigenverantwortung stellen müssen, egal in welcher Situation wir uns befinden!
Leb wohl und folge deinem eigenen authentischen Pfad!
Alles Liebe von mir und Friedrich,
Lucie