Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda
Die neunte Woche: Donnerstag, 14. bis Mittwoch, 20. November 2024
Nach drei regnerischen, drei sonnendurchfluteten und einem gewittrigen Tagen durchläuft die Natur nun einen sichtbaren Wandlungsprozess. Allerorten sprießt Grün aus den Böden, das Meer bäumt sich in wilden Wellensprüngen gegen die Ufer und die Temperaturen schwanken je nach Sonnenkraft zwischen 14 und 28 Grad. Jeden Abend wird es plötzlich kalt und wir versammeln uns in Utas Studio, wo der Ofen steht und lauschen zunächst dem Rufen der Μικρή κουκουβάγια (Steinkauz) und den sich anschließenden Sopranstimmen der Goldschakale.
Wir haben die Gunst der Stunde genutzt und an den trockenen Tagen fleißig im Garten gearbeitet, die Abfälle des Sommers verbrannt und die reifen Quitten zu Mus und Marmelade verarbeitet.
Letzten Donnerstag kam Jort, um das Ausgraben zweier Bäume vorzubereiten, die wir ihm schenken. Mitten im Ausheben eines sich konzentrisch um einen der Bäume ziehenden Wassergrabens überraschte ihn ein jäh ausbrechender Regenschauer. Eine gute Gelegenheit auch für mich, die Schreibarbeit zu unterbrechen, um eine Tasse Tee mit ihm zu trinken. Und Uta führte dem erfahrenen Handwerker ihre neu erstandene Nähmaschine vor.
Abends besuchten wir unsere Freundin Emily, sie ist endlich vom Hafen in ein Bergdorf umgezogen; die ständigen Auseinandersetzungen mit dem Vermieter über Schimmelbefall und Heizmöglichkeiten waren ihr seit Jahren zu anstrengend geworden. Für sie, die ihren Lebensunterhalt als Schneiderin verdient, war es höchste Zeit geworden, ihre Gesundheit zu schonen. Es ist jedoch nicht einfach, in der Bucht eine seriöse Langzeitvermietung zu finden, denn wer hier eine Wohnung wochenweise an Touristen verleiht, kann im Vergleich dazu im selben Zeitraum ein Mehrfaches an Gewinn einstreichen.
Am Samstag waren wir zum Mittagessen bei unserer Lehrerin Sophía und ihrem Ehemann Tássos eingeladen, der unsere griechischen Leibspeisen auf den Tisch brachte: Chórta, das herrliche Wildgemüse, Skordália, Lammfleisch, griechischen Reis mit Sáltsa, Ziegen- und Schafskäse, dazu Roséwein und ein gutes Stück Brot! Trotz dieser Köstlichkeiten und der Diskussion ihrer diversen Zubereitungsmöglichkeiten gelang es Tássos, das Gespräch immer wieder zielsicher auf die jüngere Geschichte der griechischen Poesie zurückzuführen. Nach der Rückkehr in unsere Wohnung und einer Pause - Griechisch-Sprechen kann anstrengend sein - schauten Uta und ich noch bis in den späten Abend hinein Dokumentationsfilme über den Dichter Giánnis Rítsos.
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