Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda
Die neunte Woche: Dienstag, 13. bis Montag, 19. Mai 2025
Der Sommer ist nun auch in der Máni angekommen; die Einheimischen sagen, er habe sich um einen guten Monat verspätet. Der für die kalte Jahreszeit typische Wechsel von Regen, Wind und Sonne kumulierte am Donnerstag in einen regelrechten Sturm, der während der Nacht von einer monströsen Sandstaubwolke verschluckt wurde. Den Freitag über blieben wir weitgehend im Haus, malten, schrieben und kochten eine zeitaufwendige Fischsuppe; nur aus Liebe zu Flocke stapften wir hinaus in den warmen Sandnebel für einen sehr kurzen Hundespaziergang.
Nach einer weiteren Nacht erscheint uns die Welt nun komplett verändert. Jeden Tag klettert das Thermometer um ein oder zwei Grad in die Höhe, unter einem blauen Himmel und Sonnenschein von Morgens bis Abends. Seit dem Ende des Sandsturms schalten auch die Pflanzen in den Sommermodus um und wechseln ihre bisher in zahllosen Grüntönen prangenden Gewänder in Ocker und blasses Chamois. Uta, unsere Ministerin für äußere Angelegenheiten, berichtet von Horden rotgebrannter englischer Touristen, die im Nachbarort Stoúpa die beiden Supermärkte plündern.
Unbehelligt von derartigen Eindrücken, bewege ich mich im gleichen Radius wie bisher. Vorgestern bin ich zum ersten Mal in diesem Jahr ins Meer gestiegen, dessen Temperatur Erinnerungen an Hiddensee im Hochsommer weckt. Wärmer wurde es dann aber auf dem Rückweg entlang der Olivenhaine bis ich dann im Atelier Stück um Stück alle Kleidungsstücke ablegte, denn hier, an meinem liebsten Ort, wird es wirklich angenehm warm. Heute habe ich das vierte Helena-Bild fertiggestellt und am Abend in Stoúpa schon eine Ausstellungsmöglichkeit für die ganze Serie gefunden. Ein Gemälde fehlt noch; die Grundierung ist schon aufgetragen.
Wir verbringen viel Zeit im Garten, neuerdings nicht nur, um Unkraut zu jäten, sondern auch, um den Blütenrausch der Pflanzen zu genießen und um dem Wiedehopf bei der Futtersuche Gesellschaft zu leisten. Seit gestern unter einem nagelneuen Sonnensegel, das unsere Freundin Emily nach Maß geschneidert hat. Gemeinsam haben wir es über Utas Oktopus-Mosaik gespannt. Während ich an einem neuen Ölgemälde arbeitete, saß Uta heute für Stunden an diesem beschaulichen Ort von dem Computer und redigierte die mehrsprachigen Texte für das große Künstler:innenbuch unserer Gruppe AiM, das im September erscheinen soll.
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