ANALOG 1

19. Oktober 2025

Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda

Die erste Woche:

Sonntag, 12. bis Sonntag, 19. Oktober 2025

 

Vor einer Woche sind wir morgens gegen ein Uhr in der Bucht angekommen. Nach kurzem Schlaf lieferten wir Gemälde und Drucke nach Kardamíli, wo am Abend die Ausstellung ANALOG eröffnet wurde, die parallel zum Internationalen Jazz-Festival stattfindet. Ein großer Erfolg, denn bereits am ersten Abend verkaufte Uta einen ihrer großen Holzschnitte. Während der Ausstellungszeit habe ich an zwei Tagen die Aufsicht übernommen, viele interessierte Menschen begrüßt und alte Bekannte wiedergetroffen.

Am Dienstag besuchten wir mit der Künstlerfreundin Lee O’Connor und ihren Mann ein Konzert des norwegischen Jan Inge Melseter Quintetts, übergaben Lee bei dieser Gelegenheit Gemälde, die aus einer Ausstellung in Deutschland zurückgingen - und ein Exemplar des großartigen AiM-Künstlerbuches, an dem sie mitgewirkt hat, denn auch sie ist eine ARTIST IN MOTION.

 

Im Laufe der Anreise hatte ich mithilfe der AiM-Freundin Gabriella Costanzi die Gelegenheit genutzt, in Italien die Bewerbungsformulare für eine Ausstellung in Ravenna zu vervollständigen, die wir für 2027 planen. Und am Rande einer privaten Führung an der Ausgrabungsstätte „Il Tempio di Minerva“ in Marano di Valpolicella konnten wir neue Kontakte knüpfen, die wahrscheinlich eine Ausstellung in Verona ermöglichen. Nach diesen spannenden Ereignissen, führen wir in Rígklia nun unsere Arbeiten fort: Schreiben, Übersetzen, Telefonieren und Konferieren für Projekte und Ausstellungen in den Niederlanden, Frankreich, Griechenland, Ungarn und Deutschland.

 

Als wir in der Nacht ankamen, öffnete ich als erstes das versperrte Garagentor; ein scharfes Aroma schwallte mir entgegen. Wir hatten alle Gäste gebeten, es nie zu schließen, da sonst die Katzen nicht hineinkommen können und sich Mäuse breit machen. Im Garten haben Umgrabungsarbeiten stattgefunden und zwei junge Bäume sind vertrocknet. Jemand hatte vergessen, das Gartentor zu schließen. Eine Gelegenheit, die sich die umherstreunenden Wildschweine nicht entgehen lassen, die sich auf das Umgraben von Beeten spezialisiert haben.

Die auf der Peloponnes ständig auftretenden kleineren Erdbeben haben neue Rise in den Putz gezeichnet. Der an die Außenwand der Häuschens mit schweren Natursteinen gemauerte Speicher für das Brennholz liegt in Trümmern. Ich habe das Nötigste unternommen und konnte das Holz retten. Der Sonnenschirmständer auf dem Balkon lag zerfetzt hinter den Stühlen. In Utas Atelier fanden wir eine abgerissene Wandleiste mitsamt der daran angeschraubten Lampe auf dem Toilettendach. 

Für den seltenen Fall, daß die Solaranlage das Wasser nicht erhitzt, weil Wolken den Himmel beständig bedecken, haben wir einen Elektroboiler, der nach 10 Minuten wieder ausgeschaltet werden sollte … Fehlanzeige. Wir sind auf die Stromrechnung gespannt.

Nach einigen Tagen gelang es mir, den zunächst verschwundenen Schraubverschluss des Wassertanks wiederzufinden (ein Wassertank ist hier überlebensnotwendig). Er klemmte am Boden zwischen dem monströsen Behälter und der Hauswand. 

 

Unerwartet viel Zeit bindet jetzt das Reparieren von Beschädigungen, die in den zurückliegenden drei Monaten entstanden sind. Während unserer Abwesenheit waren nahezu durchgängig Gäste in unserem Häuschen, Verwandte, Bekannte und auch Fremde. Nun überlegen wir ernsthaft, ob und unter welchen Umständen wir Agriakòna Gästen wieder anbieten werden.

 

Wir kommen an in Griechenland. Nachdem Pfannen und Geschirr wieder blank geputzt sind, beginnen wir damit, uns einzunisten.

Gestern veranstaltete unsere Freundin Voúla in ihrem kleinen Restaurant ein ρεμπέτικο-Konzert, bodenständig und zugleich virtuos gespielt. Es wurde viel getanzt und wir haben herrliches Gemüse und Fleisch gegessen. Und die Olivenernte hat begonnen. Anders als im letzten Jahr, hängen die Bäume voll mit saftigen Früchten, denn im September war viel Regen gefallen.

Während ich schreibe, besucht Uta mit ihrer Freundin Mei und ihrem Mann Jort eine Gruppe, in der griechische Tänze erlernt und geübt werden. Ich freue mich sehr für die drei, denn aus der Zeit, in der ich noch selbst getanzt habe, erinnere ich, wie es unsere innere Welt bereichern kann. In einem Zusammenspiel von Emotionen, körperlichem Ausdruck, innerer Freiheit und tiefer Verbundenheit mit Musik und Bewegung.

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