EL CHAPARRAL 2

El Chaparral, Parque Natural del Estrecho -

 

 

 

Die vierzehnte Woche unserer Reise: Montag, 04. bis Montag, 11. Februar 2019 -

 

 

 

Nun leben wir seit gut 10 Tagen in der Nähe des Weilers El Chaparral im Parque Natural del Estrecho an der Westöffnung der Straße von Gibraltar. Geprägt durch das Zusammentreffen zweier sehr unterschiedlicher Naturräume (Mittelmeer und Atlantik), raue klimatische Bedingungen und den Durchgang unterschiedlicher Zivilisationen seit der Antike, beherbergt der Parque eine angepasste Flora und Fauna, die uns üppig und sehr lebendig umgibt. Die kurze Entfernung zwischen den Kontinenten Afrika und Europa sorgt außerdem dafür, dass Menschen hier ihre Spuren hinterlassen haben. Der Parque gilt als die am dichtesten mit Steinkunstwerken verzierte Region Europas. Wir, die sich bewegende Künstlerkolonie, befinden uns also in medias res. Umgeben von zahlreichen archäologischen Fundstätten, schauen wir von unserer Terrasse aus auf die antike Stadt Baelo Claudia, die zu römischer Zeit für ihre Salzindustrie, Fisch und Saucen (Garum) bekannt war.

 

Unsere Tage beginnen mit Sonnenaufgang in der Einsamkeit über der Bucht. Bulma, die Wächterin über die Hütte aus den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts, bellt und heult vor Freude auf. Sie fordert ihren Spaziergang ans nahe Meer. Gemeinsam mit Coco, unserem Hund, wandern wir nach dem Frühstück hinunter durch Weiden, Buschland und mediterrane Wälder. Unterwegs stoßen wir auf Herden von Retinto-Rindern (nach ihnen habe ich einige der Arbeiten benannt, die neu auf der website zu sehen sind). Über den restlichen Tagesverlauf hinweg zeichnen, malen und kochen wir. So leben wir im Estrecho.

 

Am vergangenen Donnerstag fuhren wir nach Sevilla, einer Stadt, mit der mich spannende Erinnerungen verbinden. Auf dem Hinweg passierten wir San Fernando, den Ort, an dem der legendäre Flamenco-Sänger Camarón de la Isla geboren wurde. Natürlich hörten wir während der Fahrt nur seine Musik. Dann kamen wir an Jerez de la Frontera vorbei, der Stadt des Flamencos und des Sherrys. Zwischen Cadiz und Sevilla mussten wir uns konzentrieren, um nicht durch Störche, Flamingos und andere große Vögel abgelenkt zu werden. Wer Sevilla besucht hat, weiß, dass die Altstadt einem Labyrinth gleicht, in dem einem singende Sittiche und katholische Exaltationen begegnen können. Deshalb erkannte ich nur wenige Orte wieder, an denen ich vor mehr als 30 Jahren vorübergegangen bin, Flamenco gehört, getrunken, gelacht habe - darunter den nach dem genialen Maler Bartolomé Esteban Murillo benannten Park. Mit Uta erkundete ich die Altstadt aufs Neue und lernte den spanischen Königspalast Real Alcázar kennen. Der Großteil dieser Anlagen wurde ab 1364 auf maurischen Ruinen für den König von Kastilien und Léon erbaut. Der Alcázar ist ein Beispiel für die Mudéjar-Architektur: unter christlicher Herrschaft entstandene Bauten mit islamischem Einfluss – genau diese Kombination hat uns begeistert. Die Mudejaren oder Mudéjares waren Muslime, die im Verlauf der Reconquista unter die Herrschaft der christlichen Königreiche gelangt waren, ihre Religion aber weiter ausüben konnten und sich an die nun christliche Umgebung anpassten. Im Mudéjarstil wurden Materialien, Bauformen und Dekor aus der islamischen Architektur wie Hufeisenbogen, Flächenverzierungen und Stuckornamamente mit dem Stilrepertoire der Romanik, der Gotik oder der Renaissance verbunden.

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