FONTAINEBLEAU

Im Wald von Fontainebleau -

 

 

 

Die zwanzigste Woche unserer Reise: Montag, 18. bis Montag, 25. März 2019 -

 

 

 

Am ersten Abend erreichten wir das Dorf Barbizon, südlich von Paris. Der frühere Bürgermeister und aktuelle Generalsekretär von euroArt, Pierre Bedouelle hatte uns in sein Haus zum Diner eingeladen – ein sympathischer Einstieg in das Thema der vor uns liegenden Woche. Am nächsten Tag genossen wir es dann, einige Stunden auf vertrauten Wegen durch Paris zu wandern, bis wir einer weiteren Einladung nachkamen: der offiziellen Zertifizierung des Netzwerkes Impressionisms Routes als 32. Kulturweg des Europarates im großartigen gotischen Collège des Bernardins in der Rue de Poissy. Im Collège trafen wir einige der Gäste wieder, die wir am Vorabend kennengelernt hatten.

 

Barbizon, im Wald von Fontainebleau, gilt als die Wiege der Bewegung der europäischen Künstlerkolonien. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen immer mehr Maler, die damalige akademische Lehre abzulehnen, die nur historische, mythologische oder religiöse Themen akzeptierte. Statt Landschaften nach idealistischen Gesichtspunkten zu komponieren, suchten sie einen direkten Zugang zur Natur. Begeistert wandelten wir nun auf den Spuren dieser Künstler. In Barbizon betraten wir mit Ehrfurcht das Atelier von Théodore Rousseau, dem Begründer der ersten Künstlerkolonie und das Wohn-Atelier des großen Jean-François Millet. Leider war das Museum in der Herberge Ganne, dem bedeutenden Treffpunkt der frühen Kolonie, wegen Renovierungsarbeiten geschlossen; ein Teil der dort beheimateten Gemälde war aber glücklicherweise in Rousseaus Atelier ausgestellt.

 

Am Donnerstag fuhren wir nach Cerney-la-Ville, westlich von Paris, um eine weitere historische Künstlerkolonie und zeitgenössische Künstler kennenzulernen. Die zweite Bürgermeisterin des Ortes, Chantal Ranch und der Photo-Künstler Eric Schaftlein (eric@schaftlein.net) haben sich einen ganzen Tag lang für uns Zeit genommen! Von Chantal erfuhren wir, dass sich die Gemeinde sehr darum bemüht, eine Beziehung zwischen ihrem historischen Erbe und zeitgenössischem künstlerischen Schaffen zu entwickeln: beispielsweise organisiert sie jedes Jahr eine gemeinsame Ausstellung von historischen Gemälden und aktuellen Arbeiten. Fachkundig und mit Leidenschaft haben uns Chantal und Eric mit zahlreichen Original-Gemälden und ihren Schöpfern bekannt gemacht – allen voran Léon Germain Pelouse, der zentralen Gestalt der früheren Künstlerkolonie. Nach einem längeren Aufenthalt im Rathaus besichtigten wir einige Orte, an denen wichtige Gemälde entstanden waren: die Vaux de Cernay mit dem Petit Moulin, dem Wasserfall, den Felsen im Bach, der Zisterzienser-Abtei, … . Am späten Nachmittag schließlich führte uns die in Cernay lebende Plastikerin Laurence Domenach im Salon du Printemps der nahe gelegenen Stadt Dourdon stellvertretend für die Künstlervereinigung im Vallee de Chevreuse mit Esprit und feministischem Engagement in ihr Werk ein (association-peintres-en-vallee-de-chevreuse.fr/bio-artiste/laurence-domenach/). Nach diesem erfüllenden Tag und einem starken Verkehrsaufkommen fanden wir zu spät zurück in den Wald von Fontainebleau, um unsere Verabredung mit der Malerin Nicole Gane einhalten zu können. An den folgenden Tagen hatte sie keine Zeit mehr für uns, was wir umso mehr bedauern, als uns Pierre Bedouelle im Vorfeld geschrieben hatte, wie schwierig er es empfand, die „richtigen Kontakte“ in Barbizon zu bekommen.

 

Den Freitag widmeten wir der früheren Künstlerkolonie Moret-sur-Loing am süd-östlichen Rand des Waldes von Fontainebleau. Bereits am Mittwoch-Abend waren wir dort zum Abendessen bei der bezaubernden Malerin Florence Moreau-Recoing, die uns ihre sehr speziellen Tier-Portraits zeigte und Kontakte zu weiteren Künstlern in Moret vermittelte (florencerecoing.wixsite.com/artistpainter). Ihr Bruder Christian Recoing, der erste Vorsitzende des örtlichen Vereins „Les amis de Sisley“ organisierte für uns eine Führung durch das Rathaus und die Räume des Vereins, charmant und kenntnisreich vom Vize-Vorsitzenden Luc Paylot durchgeführt. Dank Lucs Instruktionen und eines Flyers fanden wir anschließend auf eigene Faust Orte, an denen einige von Alfred Sisleys Meisterwerken entstanden sind. Die Nachmittagsstunden verbrachten wir im Atelier des großartigen Denis Prieur (denisprieur.com). Denis zeigte uns eine große Anzahl seiner Gemälde, erklärte Inhalte und Entstehungsweisen bis hin zu technischen Details seiner berührenden Malerei. Am Abend dann empfing uns die plastische Künstlerin Virginie Prokopovicz in ihren Ateliers, zeigte uns einige ihrer Arbeiten und berichtete von ihren Bemühungen, in Moret neben dem der Erinnerung an Alfred Sisley als Künstlerin bestehen zu können (atelierproko.com).

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