NORMANDIE

Am Ärmelkanal in Genêts, Normandie … und an der Irischen See in Sennen, Cornwall

 

 

 

Die neunundzwanzigste Woche unserer Reise: Montag, 20. bis Montag, 27. Mai 2019 –

 

 

 

Als notorisch anachronistisch Reisende haben wir uns vor dem Eindringen in das Vereinigte Königreich eine Quarantäne auferlegt. Dabei wurden die sinngemäß anzusetzenden 40 Tage auf sieben Tage gekürzt, aber konzentriert für die notwendigen Vorbereitungen genutzt: letzte déparasitage Cocos und Beschaffen eines tierärztlichen Passierscheines, Abkleben der Autoscheinwerfer für den Links-Verkehr sowie das Abschließen aller künstlerischen Projekte, die wir auf dem Kontinent begonnen haben. Hierzu bauten wir die Garage unseres Quartieres in der Normandie kurzerhand in eine Druckwerkstatt um. Die noch in der Bretagne gesammelten, leidlich getrockneten und schließlich mit Acryl gehärteten Algen, dienten hier als Druckstöcke für eine Serie, die ich Algo-Rhithme nenne.

 

Zur Aussicht durch die beiden Fenster der Küche, in der wir frühstücken, gehören die Pilger- und Gefängnisinsel Mont-Saint-Michel, weite Wiesen, das Watt-Meer, Schafe, Rinder, Pferde und zahlreiche Vogelarten – darunter sogar Löffler! Wir genießen das Ambiente des französischen Dorfes Genêts mit seinen freundlichen Bewohnern, den alten Steinhäusern, der frühgotischen Kirche, den rotbehangenen Kirschbäumen, dem geruhsamen Treiben um die Boulangerie und den Lebensmittelladen. Dem Zug der Pilger, die aus durchaus gemischten Motiven heraus die Bucht überqueren, um zum berühmten Berg zu gelangen, schließen wir uns nicht an. Zeichnend und malend nehmen wir Abschied vom Kontinent. Am letzten Abend besuchen wir erstmals auf dieser Reise ein französisches Restaurant. Zwischen unserem letzten Quartier in Genêts und dem Fährhafen bei Cherbourg durchmessen wir die Halbinsel Cotentin.

 

Die dreistündige Schiffsreise nach Portsmouth in der Grafschaft Hampshire verläuft ruhig und ohne Komplikationen. Von der Fähre aus bewegen wir uns auf kürzesten Wegen direkt nach Dorset, in den New-Forest-National-Park, wo wir ein Hotelzimmer gebucht haben. Dabei lernen wir: Autofahrten auf englischen Straßen dauern länger als Fahrten auf dem Kontinent. Aber: we are happy to be here and very amused. Kurz vor unserem Etappenziel halten wir an einer Gärtnerei. Hier, in Rosie Leas Kitchen, wird neben Tee, Kaffee und Kuchen (z.B. „Victorian-Sandwich“) selbstgezogener Weißwein ausgeschenkt (-). In Lymington speisen wir Beer Battered Fish served with chunky chips, pea-purree, glazed lemon and tartare sauce (kurz: Fish and Chips) sowie Lambs Liver. Hier erfahren wir von Theresa Mays Rücktrittserklärung; kurzentschlossen probieren wir auch einige englische Bierspezialitäten.

 

Am nächsten Tag, nach einem Full English Breakfast, kämpfen wir uns bis zum westlichsten Ende Cornwalls durch, wo das nächste Quartier liegt. Verglichen mit den Strecken, die wir auf dem Kontinent zurückgelegt haben, könnte man von einem überschaubaren Ausflug sprechen. Die Region South West wird an diesem Wochenende jedoch von Autofahrern belagert, die für mehr „stop“ als „go“ sorgen. Spät, aber glücklich, finden wir dann doch noch zu einem gemütlich eingerichteten Steinhäuschen über dem weißsandigen Sennen-Cove, unweit von Land‘s End, dem westlichsten Punkt des englischen Festlandes.

 

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