Ackergill, Caithness, Scotland
Die sechsunddreißigste Woche unserer Reise: Montag, 08. bis Montag, 15. Juli 2019 –
Heute sind wir die schottische Nordküste von Osten nach Westen entlanggefahren – vom nord-östlichsten Ort John o‘ Groats über den nördlichsten Punkt des britischen Festlandes, Dunnet Head, bis hinüber an die Westküste. Auf diesem Weg boten sich uns erstaunliche Ausblicke auf die Nordsee und den Atlantik, hinüber auf die Orkney-Inseln und auf unzählige Felsentürme vor der Küste, die ähnlich unseren Hochhäusern Seevögeln als Wohnung dienen.
In unser Beobachtungs-Visier geraten Seeadler, Graureiher, Austernfischer, Gryllteisten, Eissturmvögel, Trottellummen, Tordalke, Papageientaucher, Dreizehenmöwen, Kormorane, Zwergmöwen, Mantelmöwen und andere, aber auch Vögel des Landes wie Bachstelzen, Sperlinge, Singdrosseln, Stare, Mehlschwalben, Tauben, Nebelkrähen, Dohlen, Feldlerchen. An keinem Ort Europas haben wir zuvor so viele verschiedene Vogelarten gesehen.
Seitdem wir am Dienstag vor einer Woche die schottische Grenze hinter uns gelassen haben, erlebten wir heute den ersten sonnigen Tag. Bei schottisch-sommerlichen Durchschnittstemperaturen von 14 Grad Celsius ist das nicht ungewöhnlich. Zunächst aber stieg mit jedem neuen kaledonischen Kilometer die Regenwahrscheinlichkeit. In Glasgow, der größten schottischen Stadt, die vom Erbe einer bewegten, oft (selbst-) zerstörerischen und zuletzt doch wieder prosperierenden Entwicklung gezeichnet ist, blieben wir eine verregnete Nacht. Sobald wir konnten verließen wir dieses Konglomerat aller Bausünden der letzten 70 Jahre, das uns mit schönen alten Häusern und Müll durchsetzt trotzdem weiterhin anzieht. Wir werden bald wiederkommen. Zunächst aber fuhren wir über die Central Lowlands bis zur Ostküste in die Universitätsstadt St. Andrews. Auf dem Weg dorthin sah ich mich in die Landschaft meiner Kindheit zurückversetzt: Unterfranken auf dänischen Breitengraden. In St. Andrews genossen wir einen aufregenden und informativen Tag mit Catherin Ip, einer Studentin des Faches Art History and International Relations am Salvator-College. Vor ihrem Studium hat sie ein Praktikum in der euroArt Künstlerkolonie Ahrenshoop absolviert, zeichnet und malt seit Jahren und stellt ihre Werke mehrmals im Jahr aus. Wir werden in Kontakt bleiben!
Nach St. Andrews führte uns unser Weg über Dundee (hier wurde angeblich die famose Marmelade erfunden) sowie nach Perth weiter in die Highlands. Dort nahmen wir in Blair Atholl Quartier, wo wir abends mit Haggis, Neeps and Tatties und zum Frühstück mit Kippers und Pancake an Bills Einführung in die schottische Küche anknüpfen konnten (vgl. BLOG-Eintrag „Die dreiunddreißigste Woche unserer Reise“). Coco erfreute sich am Park des Schlosses Blair – für uns alle eine Einführung in die Schoss- und Burgentradition Schottlands. Am nächsten Morgen fuhren wir entlang des Cairngorms National Parks in Richtung Loch Ness. Unterwegs begegneten uns einige Munros (Berge ab einer Höhe von 3000 feet), zwei junge Männer in Kilt, eines der wenigen wild lebenden schottischen Rentiere und die ersten Whisky-Brennereien.
Auf der anderen Seite des Glen Mor, einem riesigen Tal, das Schottland grob in einen südlichen und einen nördlichen Bereich teilt, erreichten wir nach langer Fahrt unser Quartier nahe der Hafenstadt Wick. Hier wohnen wir direkt an der Nordsee. Wenn wir morgens aus dem Fenster sehen, kann es sein, dass eine Kegelrobbe auf dem Strand liegt. Das nächste Gebäude in westlicher Richtung stammt aus dem 14. Jahrhundert, in östlicher Richtung ebenso. Das Westliche ist die restaurierte Burg eines schottischen Clans, das Östliche eine Ruine der Burg eines schottischen Clans, bei deren Besuch uns zwei weitere Männer in Kilt begegneten – einer von ihnen blies auf dem Dudelsack. Im Norden erblicken wir bei klarer Sicht die Felsen der Orkney-Islands.
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