Rígklia, Messinías, Dytiki Máni, Elláda
Die vierte Woche unserer Reise: Donnerstag, 04. bis Mittwoch, 10. November 2021
Endlich konnten wir mit dem Arbeiten beginnen: Zeichnen, Malen und Schreiben. Uta hat heute Kartons mit Blau und Grün bemalt: das doppelte Blau des Meeres und des Himmels! Ich habe gestern erste Zeichnungen in mein Skizzenbuch gestrichelt und eine der nun täglichen Ansichten auf Leinwand angelegt: einen Blick in den Garten des Panteleimonas. Da der „alles Erbarmende“, zu den 14 Nothelfern der Katholischen und Evangelischen Kirche gehört, begleitet er mich bereits seit bald 60 Jahren. Meine Mutter hatte mich ihm in den frühen 60ger Jahren in der Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein vorgestellt. Als Patron der Ärzte und Hebammen wird er auch in den orthodoxen christlichen Kirche verehrt – und keine 20 Meter von unserem Haus entfernt steht eine ihm geweihte Kapelle. Mehrmals habe ich sie inspiziert, freilich nur äußerlich, denn sie ist fast immer verschlossen. Nur zweimal im Jahr kommt ein Priester, um dort mit den Gläubigen eine Messe zu zelebrieren.
Unsere Rhythmen bewegen sich in deutlich engeren Zeitkreisen: morgens wandere ich mit Coco zum Meeresufer, um am öffentlichen Brunnen Wasser zu holen und begegne auf dem Weg den sieben Rindern, die in den Olivenhainen weiden. Uta braut einen Kaffee, den wir meistens gemeinsam auf dem Balkon über den Olivenbäumen trinken - wir genießen das betörende Parfum der nun blühenden Zitrusbäume im Garten. Fast täglich springen wir ins warme Ägäische Meer. Kochen können wir noch nicht, da eine Küche fehlt – aber, auch kalte Gerichte haben ihre Reize (in Notfällen halten wir uns an die nahe Pantazí-Strandbar). An jedem Abend sitzen wir noch immer staunend vor dem weiten, weiten Meer und lauschen dem Reibeorchester der Grillen.
Die vergangene Woche forderte von uns aber noch immer und vor allem anderen aufwendigen und langstündigen Körpereinsatz beim Reinigen und Renovieren von Theónis Haus. Besonders zeitintensiv gestaltete sich das Entfernen von Farbresten jeder Couleur und Beschaffenheit von den Bodenfliesen und Fensterrahmen. Ich habe einen Einbauschrank für die Kleidungsstücke gebaut. Aber auch um uns herum wird von Früh bis Spät gearbeitet, denn die Olivenernte ist in vollem Gang. Heute haben albanische Arbeiter fast alle Bäume in unserer unmittelbaren Nachbarschaft von den bitteren Beeren geleert und dicht bepackte Säcke zu den zwei Ölmühlen der näheren Umgebung gefahren.
Wichtig sind uns die Kontakte zu Freunden: wir treffen den Arzt, Musik- und Literatursammler und Aquarellmaler David und die Künstlerin Lee mit ihrem Mann zum Essen und Plauschen – alle drei helfen uns hier in Griechenland, wo sie können. Und wir schreiben mit Freunden … in Deutschland, Frankreich und Italien. Parallel dazu stehen wir mit Deutschland auch in administrativem Kontakt. Dabei geht es vorrangig um die Finanzierung von Projekten der Paneuropäischen KünstlerInnengruppe Artists in Masks und um kulturelle Veranstaltungen, die wir im kommenden Jahr durchführen möchten.
Endlich hat uns Theóni den Code für den Tresor verraten. Nun können wir das Möbelstück benutzen – als Hausbar? Uns wird schon etwas einfallen. Unter der nun liegenden Mondsichel strebt der Saturn zügig in Richtung Westen, während hinter seinem Rücken Venus (eigentlich Aphrodíti) den gleichen Weg nimmt, etwas blasser zwar, aber scheinbar entspannter. Regelmäßig verfolgen wir ihrer Erscheinung bis sie etwas oberhalb des Horizontes verblasst.
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