Rigklia 15

 

Rígklia, Messinías, Dytiki Máni, Elláda

 

Die siebzehnte Woche unserer Reise: Donnerstag, 03. bis Mittwoch, 09. Februar 2022

 

 

 

Vor einer Woche haben wir Theónis Haus erstmals grundlegend geputzt, denn zwei Gäste hatten sich angemeldet. Gabriel und Lukas, zwei jungen Männer auf Osteuropareise, hatten von Utas Bruder erfahren, dass sie bei uns willkommen sind. Die beiden sorgten auf angenehme Weise für Veränderungen; unsere eingespielten Rhythmen rutschten aus den Zeitfenstern. Alltägliche Arbeiten im Haushalt, an den Bildern, in Videokonferenzen und beim Schreiben wurden fragmentiert und zu ungewöhnlichen Zeiten erledigt. Zugleich fanden wir vielfältige Gelegenheiten, unsere Genuss- und Lebensfreude mit den beiden aktiven und tiefsinnigen Männern zu teilen. Lukas, der bald mit dem Kunststudium beginnen wird, machte uns mit dem Zeichnen auf der Oberfläche eines Tablets vertraut. Ich weiß, dass der von mir verehrte Maler David Hockney seit Jahren untere anderen auch diese Technik nutzt, um erstaunliche Bilder zu schaffen und habe neugierig verfolgt, was Lukas damit erfindet. Zunächst lud er die Ansicht einer Fotografie. Mithilfe eines feinen Stäbchens fuhr er dann diejenigen Konturen nach, die er als Grundlage für ein neues Bild verwendete; dabei speicherte sein Anwendungsprogramm die so entstehende Zeichnung kontinuierlich ab. Später blendete er die unterlegte Fotografie aus, sodass ausschließlich die Abzeichnung zu sehen war, die er nun mithilfe zahlreicher digitaler Werkzeuge grafisch und farblich gestalten konnte.

 

Am Freitag-Morgen streifte Coco im Laufe der morgendlichen Begrüßungszeremonie vor einem euphorisierenden Sonnenaufgang schließlich ihr Krankenhemdchen ab, eine Vorbereitung auf den bevorstehenden Arzttermin. Um 10 Uhr fanden wir uns pünktlich auf dem Parkplatz der Veterinärin ein, die schnurstracks die Praxisräume verließ und sich zunächst liebevoll unserem Hund widmete. In den zurückliegenden Wochen war es ihr gelungen, zu Coco eine herzliche Beziehung aufzubauen. Ohne Sedierung gelang es ihr dann, geduldig auf dem Boden liegend und mit viel Zeit, Coco nach und nach die Operationsfäden aller vier Nähte aus dem Bauch zu ziehen. Am Ende überreichte sie unserer kleinen Jubilarin noch als Geburtstagsgeschenk einen dicken Knochen. Wir sind stolz auf unseren Hund und glücklich, eine derart einfühlsame Tierärztin gefunden zu haben. Zu den nächsten Schritten der Therapie des Mastzellenkrebses kann sie leider noch keine Auskunft geben, denn noch immer stehen die Ergebnisse der Laboruntersuchung aus. Die Gewebeproben wurden nach Deutschland geschickt, wo analysiert wird, ob bei Coco eine Genmutation vorliegt, die die Zellen-Rezeptoren bereits besetzt, die für die medikamentöse Therapie genutzt werden könnten. Wir bleiben geduldig und freuen uns über die Vitalität unseres Hundes.

 

Zum Ausdruck meiner Freude schneide ich vor der Praxis einen Mimosenzweig ab, der über dem Gartenzaun hängt, ein Bote des Frühlings, den ich aus dem südfranzösischen Tanneron-Gebirge kenne. Zuhause in Agrikóna teile ich ihn in vier Sträuße, mit denen ich das Turmzimmer schmücke.

 

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