Agriakóna 18

Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda

 

Die achtzehnte Woche: Freitag, 03. bis Freitag, 10. Februar 2023

 

Müde und fiebrig werde ich später am Abend noch Utas und meinen Lebenslauf ins Französische übersetzen; unsere Freundin Joelle benötigt die Dokumente, um Unterstützungsgelder zu beantragen für eine Veranstaltung, an der wir im Sommer des nächsten Jahres mitwirken möchten. Trotzdem die Sonne nach 10 kalten Tagen und Nächten nun endlich wieder Wärme über die Bucht bringt, fühle ich mich strapaziert. Kein Vergleich mit den hilflosen Menschen, die nach den schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien Eis und Schnee trotzen müssen – und um das nackte Überleben kämpfen. Der Tod ist allgegenwärtig. Auch wir versuchen, etwas für diejenigen zu tun, die leben ... mit begrenzten Mitteln.

Müdigkeit nach einer erfüllten Woche. Am vergangenen Freitag ist es mir gelungen, ein großformatiges Bild über einen einzigen Tag hinweg zu malen. Ich arbeite gerne langsam und gründlich. Auch dieses Mal habe ich meine Prinzipien umgesetzt und nach 10 Stunden ein akzeptables Ergebnis erreicht. Sollte ich hier in Griechenland noch die Zeit dazu finden, werde ich das Experiment mit einem anderen Motiv wiederholen. Nach der Malerei flossen viele Stunden in die Konzeption und den Aufbau einer Installation. Für die Kunst-Aktion unseres AiM-Freundes Wim Scheere in Belgien „Birds don’t stop at the borders“ entsteht eine paneuropäische Vogelfutter-Station. Ich denke, dass ich morgen damit fertig werde, damit Nemo Nonnenmacher, der in der Nachbarschaft lebende Multi-Media-Künstler, davon gute Fotografien anfertigen kann. Er und seine Partnerin Holly Drewett hatten uns am Sonntag zu sich eingeladen. Die beiden studierten in London Kunst und erfinden überraschende Interpretationen der Gegenwart, die Natürliches über die Vermittlung technischer Raffinesse mit Imaginärem verbinden – zwei Universen voll Schönheit und Komplexität (www.hollydrewett.com und www.nemononnenmacher.com)! Heute fand ich im Abreißkalender, den uns Utas Mutter zu Weihnachten geschickt hat, ein Kunstwerk der Dame, die Holly und Nemo ihr Haus zur Verfügung stellt: Ulrike Rosenbach, eine der letzten Meister-Schülerinnen von Joseph Beuys.

Aus Italien erreichte uns die dringende Aufforderung, Pressemitteilungen, Werklisten und Fotos zu liefern – für die im April geplante Ausstellung. Natürlich haben wir geantwortet.

Ein großer Teil der verbliebenen Stunden ging wieder einmal auf das Konto der Beschaffung von Geldern – freilich ohne Erfolgsgarantie. Konkret: das „Feuerrote Kunst Mobil“, unsere mobile Kinder-Kunstschule, und „Farbensommer für Senioren“. Diese Zwei Projekte werden wir auch in diesem Jahr nur anbieten können, wenn sich endlich Förderer finden. Wir arbeiten fleißig dafür und werden nicht aufgeben. Auch für die geplanten Ausstellungen der europaübergreifenden Künstler*innengruppe AiM haben wir gearbeitet … mit Zoom-Konferenzen und Emails … leider auch hier bisher ohne konkrete Zusagen der Galerien.

Am vergangenen Montag fuhren wir wieder einmal in die Stadt Kalamáta, um Rahmenleisten und andere wichtige Dinge zu kaufen, die wir in der Bucht nicht bekommen. Den Abend verbrachten wir gemeinsam mit Lee und Tony in Megáli Mantíneia, wo sich Flocke von ihrer besten Seite zeigte. Entgegen aller vorherigen Erfahrungen, verzichtete sie auf Knurren und Bellen. Ein Fortschritt. Die beiden südafrikanisch-irischen Freunde besuchten uns gestern zum Abendessen und heute Morgen zum gemeinsamen Frühstück – ein Genuss, den wir zu schätzen wissen, denn Lee ist eine Vollblut-Künstlerin und Tony ein umfassend interessierter und gebildeter Zeitgenosse.

Jetzt also bin ich müde und gönne mir Zeit zum Regenerieren.

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