Mani 5

Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda

 

 

 

Die vierte Woche: Donnerstag, 21. bis Mittwoch, 27. Dezember 2023

 

 

 

Ich sehne mich nach Ruhe und Zeit zum Malen und Schreiben. Seitdem ich mich erinnern kann, führen diese beiden Aktivitäten meine persönliche Wunschliste an. Genau in dieser Reihenfolge, denn das Schreiben habe ich erst in der Schulzeit mühsam erobert.

 

Unter diesem Gesichtspunkt war heute ein guter Tag, denn zwischen dem Aufwachen im Olivenhain, dem Waschen an der Küchenspüle (das Bad ist immer noch nicht funktionsbereit), dem Zubereiten und Abdekorieren des Frühstücks, dem radebrechenden Telefonieren mit der griechischen Fliesenfirma, dem zeitraubenden Erwerb und Aufkleben von 78 Briefmarken und zahlreichen weiteren durchaus sinnvollen Tätigkeiten, fand ich zwei Stunden Zeit zum Schreiben. Während Uta und Flocke mit Holly und Nemo in den Bergen über Kardamíli umherwanderten, saß ich neben der alten Kirche Agía Sofía bei geöffneten Fenstern im Auto mit den Fingern auf der Tastatur. Energetisiert durch die warme Luft des sonnigen Nachmittages gelang es mir, einige Maschen des Gedankennetzes zu verbalisieren und aufzuzeichnen, an dem ich permanent spinne. Dabei habe ich mich sehr wohl gefühlt, so wie letzten Donnerstag, als ich einen neuen Text für das Kulturhaus „Raum durch Kunst“ in Sindelsdorf verfasst habe oder am Weihnachtstag, an dem ich wieder ein paar Stunden an meinem Seegarten-Bild malen konnte.

 

Ich beklage mich nicht, weiß ich doch seit Jahrzehnten, dass das Erfüllen meiner Wünsche schwer mit den Konventionen und Notwendigkeiten des Lebens vereinbar ist. Außerdem durfte ich in der zurückliegenden Woche auch die Plätze drei bis 10 aus den Top Ten meiner Lieblingstätigkeiten ausgiebig genießen:

 

3.: Zubereiten und Verzehren von Speisen und Getränken – vom Wolfsbarsch über Polenta, Tortillas de Patatas bis hin zum Auspressen frisch vom Baum gepflückter Mandarinen

 

4.: Musizieren – die halbe Nacht hindurch habe ich am 22. Dezember für meinen Bruder auf Nemos Gitarre gespielt

 

5.: Meeresspaziergänge – jeden Vormittag in würziger Luft mit der wunderfitzigen Flocke

 

6.: Planen von Reisen – konkret: die Fahrt nach Schottland zur nächsten AiM-Ausstellung

 

7.: Beobachten der Sonnenuntergänge – jeden Abend ein anderes imposantes Schauspiel!

 

8.: Aufspüren wilder Tiere und Pflanzen – diese Woche: Steinkauz, Hibiskus und Wandelröschen

 

9.: Organisieren und Durchführen von Kunstaktionen für die ARTISTS IN MASKS

 

10.: Schlafen – nachts im Bett und nachmittags auf der Atelierbank

 

Dass diese Genüsse ohne menschliche Gesellschaft stattfinden können, bedeutet nicht, dass ich ein Misanthrop bin. Utas Gesellschaft bereichert mich bei fast allem, was ich anpacke und gleich auf Platz 11 meiner Liste kommt das Zusammensein mit Freunden und Freundinnen. Besonders schön fand ich in der letzten Woche das ausgedehnte gemeinsame Kochen mit Holly und Nemo am 24. Dezember.

 

Und außenherum brandet das Leben, zwingt zu den täglichen Arbeiten in Haus und Garten, lädt zum abendlichen Glühweintrinken bei Nachbarn ein und verzögert das Liefern von Fliesen und Glaswänden. Es gibt, weiß Gott, Schlimmeres.

 

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