Mani 9

Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda

 

 Die achte Woche: Donnerstag, 18. bis Mittwoch, 24. Januar 2024

 

Am vergangenen Freitag kamen die Lebensgeister zurück und ich kann unsere Tage in Griechenland seitdem wieder aktiv mitgestalten.

 

Bereits am Vorabend zeichnete sich Besserung ab. Am Nachmittag hatte ich an einem neuen Gemälde gearbeitet, dann eine Stunde geschrieben und ein Risotto gekocht, denn gegen fünf Uhr kam unsere deutsche Nachbarin Eva, um mit uns den Sonnenuntergang zu feiern.

 

Der Freitag, ein warmer Sonnentag, sah mich dann in Saft und Kraft zunächst bei der Gartenarbeit, dann beim fahrenden Händler frischen Fisch kaufen und schließlich schreibend im gläsernen Atelier mit Blick auf den Olivenhain. Abends besuchten uns Holly und Nemo zum gemeinsamen Kochen und Reden … bis Mitternacht. Am nächsten Morgen kümmerte ich mich um die Feuchtigkeit, die sich seit acht Wochen schon um das Haus herum ausbreitet. Natürlich hatte ich mir seit langem den Kopf zerbrochen; nun ging es darum nach alter positivistischer Art, eine klar definierte Hypothese auszuschließen. Im Laufe des Tages legte ich die gesamte Wasserleitung frei, die vom Haus aus durch den Garten dem zentralen Wasserhahn vor dem Tor zumäandert. Kein Leck war zu finden. Mit zunehmender Nähe zum Haus nahm die Feuchtigkeit der Erde zu. Die undichte Stelle befindet sich also mit hoher Wahrscheinlichkeit im Haus. Durch mein wildes Gegrabe hatte ich eine junge Schildkröte aufgeschreckt, ja möglicherweise obdachlos werden lassen. Keine Zeit blieb, um dieses weitere Problem zu lösen, denn wir waren bei unseren belgischen Nachbarn zum Abendessen eingeladen. Am nächsten Morgen kamen unsere Freunde Lee und Tony zum Frühstück, das sich bis zum Nachmittag hinzog – wie soll man sich unter solchen Umständen um kleine Schildkröten kümmern?

 

Die Woche begann mit Schreiben; ich arbeitete an Förderanträgen und Korrespondenzen für diverse AiM-Projekte (www.artistsinmotion.eu). Um 11 Uhr kam unsere Künstlerfreundin Èvi Moustakéa für einige Stunden zu Besuch; wir schmiedeten neue Pläne und verabredeten uns zur AiM-Jahresversammlung am ersten Februar. Als ich später nach der Arbeit im Garten den Kopf hob, entdeckte ich, dass der Ziegenklee mit seiner gelben Pracht die Olivenhaine erobert hat.

 

Gestern fuhren wir zum ersten Mal seit unserer Ankunft in Agriakóna hinauf nach Plátsa zur alten Kirche Ágios Nikoláos Kabinári, einem unserer liebsten Flecken in der näheren Umgebung. Hier, in weiter Stille über dem blauen Meer, blühen schon die Anemonen und ich pflückte eine Handvoll wilden Spargel, mit dem später ein Omelette verfeinert wurde. Am Nachmittag, während der Gartenarbeit, errichtete ich der kleinen Schildkröte ein Refugium, zu dem Katzen und andere Beutegreifer keinen Zutritt haben.

 

Heute erlebe noch intensiver als sonst, wie wunderbar es ist, mit Uta zu leben. Verstrickt in gemeinsame Projekte – heute Griechisch Unterricht, Lebensmittel Einkaufen, Wanden am Meer, Vergeben des Häuschens während der Sommermonate und Verspeisen von Linseneintopf auf dem Balkon – finden wir doch immer noch genügend Zeit für das Alleinsein, die Grundlage allen guten Lebens.

 

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